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Vielleicht mehr, vielleicht nicht

Kurt Stenger über die schlechte Datengrundlage der Corona-Strategie

Was wurde in den letzten Wochen von offizieller Seite lamentiert, wie viele Impfmuffel das Land gesundheitlich unsicher machen. Doch es spricht einiges dafür, dass die Zahlen niedriger sind, als es die offizielle Statistik wiedergibt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass immerhin 3,5 Millionen Erwachsene mehr geimpft sind. Aber das ist letztlich nicht mehr als eine Vermutung.

Das wäre zwar einerseits erfreulich, wirft aber andererseits ein Schlaglicht auf eine zentrale Schwachstelle der deutschen Pandemiebekämpfung: die miserable Datenlage. Es gehört zum epidemiologischen Einmaleins, dass exakte und spezifische Daten Voraussetzung einer erfolgreichen Impfkampagne sind. Man muss wissen, welche Gruppen im Einzelnen zurückhaltend sind, doch in Deutschland kennt man nicht einmal die Gesamtzahl. Das Problem gab es schon bei den Infektzionszahlen, was dazu führte, dass die Ausbreitung zu Beginn der Pandemie nicht gezielt bekämpft wurde.

Die RKI-Veröffentlichung müsste eigentlich dazu führen, sich endlich dieses Problems anzunehmen. Stattdessen diskutiert die Politik allen Ernstes darüber, ob jetzt die Corona-Regeln gelockert werden sollten. Mit der genialen Begründung: Vielleicht sind ja schon mehr geimpft.

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