Trotz, nicht wegen

Haidy Damm über eine der wohl letzten Reden von Julia Klöckner als Ernährungsministerin

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 1 Min.

»Essen ist politisch geworden«, sagte Julia Klöckner in einer ihrer wohl letzten Reden in der Funktion als Bundesernährungsministerin zur Eröffnung der Lebensmittelmesse Anuga in Köln. Richtiger müsste es heißen: Essen ist endlich wieder politisch geworden.
Jahrzehntelang lag die Ernährungspolitik in erster Linie in den Händen der großen Handelskonzerne. Sie füllten nicht nur die Regale von aus dem Boden sprießenden Supermärkten und Discountern, sondern bestimmten auch die Inhaltsstoffe. Mehr Fertigwaren, mehr Zucker. Gesetzliche Vorgaben haben die großen Handelskonzerne in eigenem Profitinteresse abgelehnt, nicht weil Ernährung politisch gestaltet war. Erst aufgrund des gesellschaftlichen Drucks hat sich das geändert.

Es ist also nicht das Verdienst von Klöckner und ihren Vorgänger*innen, im Gegenteil. Auch Klöckners Politik war von Aussitzen und Verzögern geprägt. Freiwillige Vereinbarungen statt gesetzlicher Vorgaben. Sie lobt dieses Vorgehen ausdrücklich und verweist darauf: »Ernährungspolitik sollte keine grundsätzliche Verbotspolitik sein.« Eine Ministerin, die politische Gestaltung nur in Verbote übersetzen kann, wird niemand vermissen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal