Mensch als Verschiebemasse

Jana Frielinghaus über den Umgang mit Geflüchteten in der EU

Kaum schaffen es wieder ein paar mehr Schutzsuchende nach Deutschland, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Grenzübertritt weiterer Geflüchteter zu verhindern. Innenminister Seehofer schlägt seinem polnischen Amtskollegen vor, die deutschen könnten die polnischen Behörden bei der Kontrolle der gemeinsamen Grenze unterstützen. Denn ganz schließen will man die nicht, das würde der Wirtschaft zu sehr schaden.

Weil die Grenzübertritte der Iraner, Afghanen, Iraker, Syrer »illegal« waren, wird wohl erneut auch versucht werden, so viele wie möglich wieder abzuschieben, und zwar nach Polen, weil es laut den Dublin-Verträgen der erste EU-Staat ist, den sie betreten haben. Und natürlich will auch Polen sie wieder loswerden. Hier wie in der gesamten EU werden Menschen nicht als Menschen behandelt, die Schutz vor Not und Verfolgung und Hilfe beim Aufbau einer neuen Existenz brauchen, sondern wie Pakete, die man nach Belieben dorthin schicken kann, wo sie nach Ansicht der Behörden und Politiker am wenigsten stören. Am besten gleich ganz raus aus der Staatenunion.

Es ist ein unwürdiges Geschacher, an dem sich alle beteiligen - und zugleich mit dem Finger auf ihresgleichen zeigen: Auf Lukaschenko und Putin, die in jeder Hinsicht bestens als Sündenböcke geeignet scheinen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal