Magdeburger Linke setzt auf Bewährtes

Trotz der Niederlage bei der Landtagswahl kandidiert Stefan Gebhardt erneut als Landeschef der Linken in Sachsen-Anhalt

  • Max Zeising
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Linke in Sachsen-Anhalt arbeitet derzeit ihre Krise auf. In Regionalkonferenzen kommen die Genoss*innen zusammen, um über ihr schlechtes Ergebnis bei der Landtagswahl am 6. Juni zu beratschlagen - so auch am Montag in Halle. Jedoch endete diese Konferenz anders als die vorherigen: Kurz vor Schluss verkündete Landeschef Stefan Gebhardt, dass er sich trotz des Debakels - die Linke fuhr bei der Wahl mit elf Prozent ihr bislang schlechtestes Ergebnis in Sachsen-Anhalt ein - erneut für das Amt bewerben wolle. Auf dem Landesparteitag am 20. und 21. November in Leuna will sich der 47-Jährige ein zweites Mal zum Landesvorsitzenden wählen lassen.

Vor den Parteimitgliedern in Halle erinnerte Gebhardt, so ist es von Teilnehmer*innen der Konferenz überliefert und so hat es der Parteichef am Dienstag bestätigt, an seine Bewerbungsrede vor zwei Jahren. Damals sagte er, dass die Partei ihn auch »zum Teufel jagen« könne, sollte er sie nicht zum Erfolg führen. Diese Chance bekämen die Delegierten nun, so Gebhardt im Gespräch mit »nd«, auf dem Parteitag in Leuna.

Das ist natürlich einfach gesagt. Deutlich wahrscheinlicher ist nämlich, dass Gebhardt erneut gewählt wird. Es zeichnen sich schlichtweg keine aussichtsreichen Gegenkandidat*innen ab - trotz einer Menge Unmut im Landesverband. Bereits vor zwei Jahren holte Gebhardt mit 69,5 Prozent ein sehr dürftiges Ergebnis. Nun, nachdem die Linke bei Landtags- und Bundestagswahl gleich zweimal einen harten Aufprall erlitt, dürfte es schwierig für ihn werden, auf deutlich breitere Zustimmung zu stoßen.

Aber das scheint ihn gar nicht zu stören: »Es geht nicht um Prozente.« Stattdessen will Gebhardt die unterschiedlichen Milieus in der Partei wieder zusammenführen: »Es gibt das Bedürfnis nach Erneuerung, aber auch nach Ankerpunkten.« Die Meinungen hinsichtlich Ursachenforschung gingen weit auseinander: »Wir müssen uns jetzt die Zeit nehmen, Dinge wirklich zu klären. Generationen vereinen, Brücken bauen.«

Nun, es wird spannend zu beobachten sein, ob diesen Worten auch Taten folgen. An Gebhardt reiben sich die unterschiedlichen Lager: Zu seinen Treuesten gehört etwa Fraktionschefin Eva von Angern, die bei der Landtagswahl als Spitzenkandidatin ebenfalls keinen Erfolg erzielt hatte, am Montagabend auf Twitter jedoch wieder »happy« war. Zu den Kritikern gehören die Bewegungslinken, einzelne Verantwortungsträger*innen auf kommunaler Ebene sowie einzelne Vorstandsmitglieder wie Stephan Krull, der von Angerns Tweet wenig amüsiert kommentierte: »Echt null integrativ und den Landesverband so an die Wand fahren?«

Gewiss: Zeit zur Aufarbeitung wird die Linke bekommen. In den nächsten zwei Jahren - so lange dauert die Amtszeit des künftigen Landesvorsitzenden - stehen auf Landes- wie auf Bundesebene keine Wahlen an. Gebhardt regt eine Programmdebatte an und hofft, dass »die Landesverbände dabei eine bedeutende Rolle spielen«. Eine solche scheint nötig, denn auch im Hinblick auf politische Inhalte ist bislang nicht so recht klar, wie sich die Linke in Zukunft aufstellen will. Althergebrachte Differenzen, etwa im Umgang mit den Äußerungen von Sahra Wagenknecht, bestehen fort. In Sachsen-Anhalt etwa hatte eine Einladung der ehemaligen Fraktionschefin zum Neujahrsempfang der Landtagsfraktion für Furore gesorgt.

Auf dem Landesparteitag in Leuna werden neben dem Landesvorsitz auch weitere Ämter sowie der Landesvorstand neu gewählt. In einem zu verhandelnden Leitantrag übt die Partei Selbstkritik: Das Ergebnis der Bundestagswahl vom 26. September (4,9 Prozent) »ist für uns ein Desaster und ein letzter Weckruf gegen ein ›Weiter so‹«. Fraglich ist, wie ein Wandel konkret aussehen soll - zumindest in der Führungsetage deutet sich keine Veränderung an. Ähnliche Debatten gab es zuletzt auf Bundesebene, wo Dietmar Bartsch und Amira Mohamed Ali trotz des Wahldebakels erneut an die Fraktionsspitze gewählt wurden.

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