• Kommentare
  • Parlament beleuchtet rechten Terror in Neukölln

Ein Sieg der Betroffenen des rechten Terrors

Ein Untersuchungsausschuss im Berliner Abgeordnetenhaus soll den rechtsextremen Neukölln-Komplex aufklären

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Endlich! Darauf haben die Opfer und Betroffenen der rechtsextremen Terrorserie im Bezirk Neukölln seit Jahren hingearbeitet. Es ist ihr Erfolg. Dank ihrer Beharrlichkeit und ihres politischen Drucks wird die mögliche neue Senatskoalition aus SPD, Grünen und Linken demnächst einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus einsetzen, der die seit Jahren laufende rechtsextreme Terrorserie mit ihren zahlreichen Brandanschlägen, körperlichen Attacken, Ausspähungen, sogenannten Feindeslisten, Schmierereien und Propagandadelikten erhellen soll.

Dabei wird es auch maßgeblich darum gehen, zu untersuchen, ob die behördlichen Ermittlungen in dem Verfahren verschleppt, behindert oder gar absichtlich verschlampt worden sind. Nicht zuletzt geht es auch darum, die Frage zu klären, ob extrem rechte Netzwerke in der Berliner Polizei oder beim Verfassungsschutz existieren und ob sie in diesem Komplex eine Rolle spielten. Die Betroffenen vermuten das angesichts der zahlreichen Ungereimtheiten in dem Verfahren.

Mit der Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zieht das Parlament sein vermeintlich schärfstes Schwert. Die Einsetzung ist die konsequente Schlussfolgerung daraus, dass es auch durch Sonderkommissionen der Polizei und Sonderermittler nicht gelungen ist, das Vertrauen der Betroffenen in die Behörden wiederherzustellen und die Serie aufzuklären. Der Untersuchungsausschuss hat dafür mehr Befugnisse als Sonderermittler, er kann etwa Zeugen vorladen und unter Eid vernehmen, er kann zudem Einblicke in behördliche Vorgänge nehmen, auch in klassifizierte, bei Einhaltung der entsprechenden Geheimhaltungsvorschriften.

Die Öffentlichkeit wird sicher auch mehr über die mutmaßlichen Täter und ihre Netzwerke erfahren. Auch das wird der Ausschuss leisten. Dass er bis in die jüngste Gegenwart ermittelt, sollte man aber nicht erwarten. Untersuchungsausschüsse beleuchten immer nur eine abgeschlossene Zeitperiode in der Vergangenheit - und sie verfolgen einen konkreten Untersuchungsauftrag, sie sind keine Ersatzermittler und Gerichte.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal