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Auf in die Mammut-WM

Turnier der Frauen beginnt am Mittwoch in Spanien - vor Zuschauern

  • Michael Wilkening
  • Lesedauer: 3 Min.

Manchmal braucht man als Verband einfach ein bisschen Glück, und eben jenes ist der internationalen Handball-Föderation (IHF) gerade hold. Als die Weltmeisterschaft der Frauen vor ein paar Jahren an Spanien vergeben wurde, war die Welt noch nicht in einer Pandemie gefangen. Zudem war vor wenigen Monaten nicht vorhersehbar, in welchen Ländern die Lage Ende November vergleichsweise weniger dramatisch sein würde. Ziemlich genau vor einem Jahr litt in Europa keine Nation schwerer unter dem Covid-19-Erreger als Spanien, doch jetzt gelten die Iberer als Beispiel für eine kluge Corona- und Impfpolitik.

Die Weltmeisterschaft der Frauen startet deshalb am Mittwoch ohne die größten Pandemiesorgen mit dem Duell von Gastgeber Spanien und Argentinien in Torrevieja, einem Urlauberparadies an der Costa Blanca. «Wir freuen uns, die Handballwelt bei uns zu haben», sagt Francisco Blazquez Garcia. Der spanische Verbandspräsident hat zum ersten Mal in der Geschichte ein großes internationales Frauenturnier ins Land geholt und hofft darauf, dass die Veranstaltung am 19. Dezember ohne Zwischenfälle und mit einem möglichst großen Erfolg der eigenen Mannschaft zu Ende geht.

Gemeinsam mit der IHF hat der Veranstalter die WM zu einer 2G-Veranstaltung erklärt. Das bedeutet, dass alle Offiziellen des Turniers doppelt geimpft oder genesen sein müssen. Für ungeimpfte Spielerinnen, Schiedsrichter oder Delegierte ist die Teilnahme ausgeschlossen.

«Die oberste Priorität der Internationalen Handball-Föderation (IHF) war und ist die Gesundheit ihrer Athleten und aller an IHF-Veranstaltungen beteiligten Akteure», begründete der Verband den Entschluss, der international auf ein großes positives Echo stieß. Wir haben vollstes Verständnis für diesen Schritt der IHF, denn so entsteht für alle teilnehmenden Mannschaften und Offiziellen ein klarer Rahmen«, erklärte beispielsweise Axel Kromer, Vorstand Sport des Deutschen Handballbundes. Im Gegensatz zur Europameisterschaft der Frauen vor einem Jahr, der Männer-WM im Januar und dem Olympischen Handballturnier in Tokio sind an den vier Spielorten in Spanien Zuschauer zugelassen.

Die Besucher in den Hallen werden die »größte WM der Geschichte« sehen, denn erstmals wird eine Weltmeisterschaft mit 32 Nationen ausgerichtet. In acht Vorrundengruppen und daran anschließend vier Hauptrundengruppen werden acht Viertelfinalisten ermittelt, die anschließend im K.o.-Modus den Weltmeister ausspielen.

Die Hoffnung des Ausrichters lautet, beim Endspiel im »Palau d’Esports« in Granollers auf dem Feld zu stehen. Vor zwei Jahren bei der Weltmeisterschaft in Japan schafften es die Spanierinnen überraschend ins Finale und möchten dieses Ergebnis wiederholen - und im zweiten Endspiel den Platz als Sieger verlassen.

Weil es innerhalb des Verbandes Sorgen gab, diesen anspruchsvollen Plan umzusetzen, gab es im September einen Tausch auf dem Trainerposten. Der Kredit, den sich Carlos Viver mit WM-Silber 2019 erarbeitet hatte, war nach neunten Plätzen bei der EM 2020 und den Olympischen Spielen in Tokio aufgebraucht. Jose Ignacio »Nacho« Prades, 2019 Assistent von Viver, übernahm, baute seinen Kader um, in dem er einige junge Spielerinnen hinzuholte, und startet nun mit dem Minimalziel Halbfinale in das Heimturnier.

Prades wird vermutlich keine großen Überraschungen erleben, denn spektakuläre taktische oder spielerische Neuerungen sind in dem Mammutfeld nicht zu erwarten. Die Top-Nationen wissen, was auf sie zukommt. Offen ist dabei allerdings, wer am Ende jubelt. Bei den zurückliegenden drei Großturnieren gab es drei verschiedene Sieger, was unterstreicht, wie unvorhersehbar der Frauenhandball geworden ist.

Die Weltmeisterschaft vor zwei Jahren gewann die Niederlande, Europameister wurde ein Jahr später Norwegen, ehe sich Frankreich vor knapp vier Monaten die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen sicherte.

Russland, Serbien und Dänemark wird ebenfalls viel zugetraut, während einige Nationen, unter ihnen auch Deutschland, darauf hoffen, überraschend in den Kreis der Topteams eindringen zu können.

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