• Politik
  • Ägyptischer Menschenrechtsaktivist

Patrick Zaki: Der Ehrenbürger

Ägyptischer Menschenrechtsaktivist Patrick Zaki aus Haft entlassen

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

Fast zwei Jahre lang saß er im Gefängnis in Kairo, unterbrochen nur durch kurze Gerichtsverhandlungen, die zumeist gleich wieder vertagt wurden. Der Prozess gegen den 30-jährigen ägyptischen Menschenrechtsaktivisten Patrick Zaki ist eine Farce: Er soll Falschnachrichten verbreitet haben; dabei ging es um einen Beitrag über Diskriminierung koptischer Christen in Ägypten. Zudem soll er auf Facebook zu »Gewalt und Terrorismus« angestiftet haben. Bei einer Verurteilung drohen ihm laut Amnesty International bis zu fünf Jahre Haft. Den Anwälten zufolge wurde er gefoltert.

Vergangene Woche kam er nun endlich frei und konnte nach Hause in seine Heimatstadt Mansura. In den Medien zirkulierten Bilder, in denen er Freundin, Schwester, Mutter und Vater umarmt. Die Anklage gegen ihn besteht aber weiter, im Februar soll ein Gerichtstermin anberaumt werden. Der Fall erregte vor allem in Italien große Aufmerksamkeit. Bei der Verhaftung am 7. Februar 2020 am Flughafen Kairo kam Patrick Zaki gerade für einen Heimatbesuch aus Italien, wo er an der Universität Bologna im European Master in Gender and Women Studies studiert. Zaki arbeitet zu Frauenrechten und Gender-Themen, auch für die Egyptian Initiative for Personal Rights (EIPR), engagiert sich für die Verteidigung der Menschenrechte, auch schon während der Protestbewegung von 2011. Dies sei der wahre Grund für seine Verhaftung, sagt Zakis Freund Mohammad Hazem.

Für die Freilassung hatten vor allem seine Studienkolleg*innen mobilisiert. Nach der Verhaftung tauchten Pappfiguren Patrick Zakis in der Uni Bologna auf, um so seine Abwesenheit sichtbar zu machen. Zahlreiche italienische Städte ernannten ihn zum Ehrenbürger, im Juli nahm das Parlament einstimmig einen Antrag auf Verleihung der Staatsbürgerschaft an. Die Mobilisierung hatte Erfolg: Patrick Zaki ist frei. Gleichzeitig florieren die Waffengeschäfte mit Ägypten aber weiter.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.