Hoffnungszeichen: Die Lunge bleibt verschont

Eine Ansteckung mit der Omikron-Variante des Coronavirus könnte mit einer Erkältung verwechselt werden

Die Omikron-Variante des Coronavirus verbreitet sich zwar rasend schnell, sie scheint aber weniger schwere Symptome hervorzurufen als frühere Varianten. In den schon stark betroffenen Staaten wie USA, Kanada, Großbritannien und Israel ist laut Gesundheitsbehörden das Risiko einer Krankenhauseinweisung jetzt um rund 70 Prozent geringer. Das hat vermutlich nicht allein damit zu tun, dass viele Menschen bereits geimpft sind oder eine Infektion durchgemacht haben. Auf eine weitere wichtige Ursache deuten Tierversuche hin: Die neue Variante scheint sich zwar in Nase und Rachen auszubreiten, aber nicht mehr in der Lunge. Dieser Weg ist zugleich ein Vorteil für das Virus, weil es so schneller an Boden gewinnen kann.

Nun zeigen auch die ersten Befunde von Krankenhäusern und Gesundheitsbehörden international in vielen Fällen an, dass die Verläufe milder sind. Unter anderem werden Patienten häufiger in Normalstationen aufgenommen und nicht mehr auf Intensivstationen: So meldete Dänemark einen Anstieg der Corona-Neuinfektionen in der Zeit vom 1. Dezember bis zum 1. Januar um rund 70 Prozent. Die Hospitalisierungsrate in unserem Nachbarland nahm im selben Zeitraum um 47 Prozent zu, die Intensivstationen meldeten aber nur 20 Prozent mehr Patienten. Aus den USA kam hingegen die Warnung, dass Rekord-Fallzahlen immer noch Rekordzahlen von Menschen in Krankenhäusern bedeuten, wie etwa die US-Virologin Angela Rasmussen twitterte.

Aus Südafrika, wo die neue Variante zuerst in einem Labor entdeckt worden war, gab es schon im Dezember erste detaillierte Berichte zu Krankheitsverläufen. Mitarbeiter des Südafrikanischen Medizinischen Forschungsrates (SAMRC) berichteten, dass die meisten Patienten keinen Sauerstoff benötigten. Nur bei neun von 42 Patienten wurde eine Lungenentzündung diagnostiziert. Von dieser kleinen Gruppe wurden immer noch vier Patienten auf der Intensivstation versorgt, wobei nur einer mechanisch beatmet werden musste. Die Sterberate lag diesem frühen Bericht zufolge bei 6,6 Prozent - aber deutlich niedriger als in den 18 Monaten zuvor, in denen 17 Prozent der Krankenhauspatienten gestorben waren. Die durchschnittliche Krankenhausliegezeit war mit 2,8 Tagen versus 8,5 Tagen deutlich gesunken. Dieser Bericht bot einen ersten Eindruck davon, was die neue Krankheitswelle mit sich bringen könnte - aber für Südafrika gilt auch, dass die Bevölkerung deutlich jünger ist als etwa in Mittel- und Nordeuropa.

Ebenfalls einen eher kleinen Einblick in das Symptombild bei Omikron gab eine Weihnachtsfeier im Dezember in der norwegischen Hauptstadt Oslo. Von den 117 Gästen wurden 81 positiv auf die Omikron-Variante getestet. 91 Prozent der »Positiven« litten trotz zweifacher Impfung an Symptomen, darunter Husten (83 Prozent), einer verstopften Nase (78 Prozent), Müdigkeit (74 Prozent) sowie Halsschmerzen (72 Prozent), Kopfschmerzen (68 Prozent) und Fieber (54 Prozent). Die meisten stuften den Schweregrad ihrer Symptome als mittelschwer ein. Von diesen Erkrankten musste zunächst niemand stationär aufgenommen werden. Jedoch merken alle kommentierenden Experten weiter an, dass die Datenlage noch relativ diffus sei und für endgültige Schlussfolgerungen noch zu früh.

Aus den ersten einlaufenden Berichten über die Symptome von Omikron-Infizierten in Deutschland hat das Robert-Koch-Institut in seinem Wochenbericht vom 6. Januar die folgenden hervorgehoben: 55 Prozent der Betroffenen hatten Schnupfen, 56 Prozent Husten. In 38 Prozent der Fälle wurde über Halsschmerzen geklagt.

Hinzu kommen offenbar zumindest in Südafrika und Großbritannien zwei neue prägnante Symptome, die bei bisherigen Corona-Infektionen noch keine Rolle spielten: Besonders auffällig ist laut Wissenschaftlern starker Nachtschweiß, der neben Fieber und Schmerzen am Körper häufig beobachtet worden sei. Hinzu kommt offenbar, ebenfalls neu, Appetitlosigkeit. Ein anderes charakteristisches Symptom scheint bei Omikron auszubleiben, nämlich der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinnes.

Aus den USA und aus Südafrika wurden zudem mehr Krankenhauseinlieferungen von Kindern berichtet. In Pretoria stellten kleinere Kinder die zweitgrößte im Krankenhaus behandelte Altersgruppe - nach Personen älter als 60 Jahre. In Großbritannien berichteten Ärzte teils von ungewöhnlichen Symptomen bei Kindern: »Bis zu 15 Prozent der infizierten Kinder entwickeln einen Hautausschlag«, sagte etwa der Londoner Hausarzt David Lloyd dem Nachrichtensender Sky News. Außerdem gebe es in dieser Altersgruppe Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit.

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