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Klima-Marsch: Verfahren eingestellt
Polizei stoppte Pilger auf Weg von Gorleben nach Garzweiler
Die Situation eskalierte während einer Andacht, als Polizisten einen Pilger plötzlich umringten und abdrängten. Zwei ältere Männer wurden nach Augenzeugenberichten grob zu Boden gestoßen, eine 67-Jährige musste im Krankenhaus behandelt werden. Einen jungen Pilger nahmen die Beamten in Gewahrsam und kassierten sein Handy. Einen weiteren Mann führten sie in Handschellen ab. Nach der Kontrolle, bei der die Polizei, so die Organisatoren, »mit völlig unangemessener Härte« vorgegangen sei, erhielt die Gruppe die Auflage, nur noch explizit religiöse Transparente mitzuführen.
Laut Polizei war der Mann in Gewahrsam gekommen, weil er seine Personalien nicht angeben wollte und sich »verbal aggressiv« verhalten habe. Zudem sollen zwei Mitglieder der Gruppe versucht haben, den jungen Mann zu »befreien«. Erst mit dem Eintreffen von Pfarrern entspannte sich die Lage etwas. Dennoch erstatteten die Beamten Anzeige wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte sowie versuchter Gefangenenbefreiung.
Insbesondere die Evangelische Kirche im Rheinland hatte sich für die Teilnehmer*innen des Kreuzwegs eingesetzt und ihnen rechtliche Unterstützung angeboten. »Es wurde jetzt auch wirklich Zeit, dass diese Beschuldigungen aus der Welt geschafft wurden«, sagt Cornelia Senne. Die evangelische Theologin hält regelmäßig Gottesdienste »an der Kante« zum Tagebau Garzweiler ab. Und Negen Jansen, eine der Organisatorinnen des Marsches, sagt: »Spätestens jetzt wäre eine Entschuldigung der Verantwortlichen angebracht.«
Der Kreuzweg war am 4. Juli am verhinderten Atommüllendlager im niedersächsischen Gorleben gestartet und führte bis zum 1. August über rund 500 Kilometer nach Erkelenz-Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler II. Bürgerinitiativen, Umwelt- und kirchliche Gruppen hatten dazu aufgerufen. An der Route lagen unter anderem das Atomkraftwerk Grohnde, das Kohlekraftwerk Datteln, die Zentrale des Energiekonzerns RWE in Essen und der Sitz der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Die Teilnehmenden stellten ihre Aktion in die Tradition der Anti-Atom-Bewegung und wollten den Protest gegen Atomkraft mit dem gegen Braunkohle zusammenführen.
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