Inflation machte den Hauptjob

Über die Reallohnverluste werden die Krisenkosten auf die arbeitende Bevölkerung abgewälzt

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

»Make the rich pay for Covid-19«, »Lasst die Reichen für Covid-19 zahlen«, war eine Forderung, die vor zwei Jahren laut wurde. Nun zeigt sich, dass sie nicht erfüllt wurde. Wie bei anderen Krisen zuvor wurden die Kosten auch bei der Coronakrise auf die arbeitende Bevölkerung abgewälzt. Denn nichts anderes bedeutet es, wenn die Reallöhne 2021 im zweiten Jahr in Folge geschrumpft sind, während Reiche dabei zusehen konnten, wie ihr Vermögen weiter wuchs während der Pandemie.

Dabei brauchte es keine Austeritätsmaßnahmen wie etwa in Griechenland während der Eurokrise. Der Kündigungsschutz musste nicht reduziert, der Mindestlohn nicht gekürzt werden. Ganz im Gegenteil: Am Anfang der Krise wurden sogar durch eine teilweise Erhöhung des Kurzarbeitergeldes weitere Einkommensverluste aufgefangen, auch der Mindestlohn wurde zumindest homöopathisch erhöht. Trotzdem sanken die Reallöhne.

Dafür ist in Krisenzeiten nicht viel nötig. Den Hauptjob erledigte die Inflation. Wenn die Preise – wie im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent – kräftig steigen, schwindet die Kaufkraft fast schon automatisch. Die Kapitalseite musste nur die Angst vorm Jobverlust und die schwache Verhandlungsposition der Gewerkschaften ausnutzen, um Lohnforderungen, die die Inflationsverluste hätten kompensieren können, abzublocken. So ist der Reallohnverlust eigentlich noch größer als die 0,1 Prozent, die das Statistische Bundesamt angibt. Denn darin eingepreist ist schon, dass die Beschäftigten 2021 wieder mehr arbeiteten als 2020.

Die Frage ist nun, wie es weitergeht: Ob die Beschäftigten es gebacken bekommen, sich bald wieder ein größeres Stück vom Kuchen abzuschneiden. Es wäre wünschenswert. Nur würde es dem Kapital nicht schmecken.

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