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Alte Gewissheiten
Robert D. Meyer fordert neue Antworten der Friedensbewegung
Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine geraten einige bisher wohl gehütete Gewissheiten ins Wanken – auch und gerade in der gesellschaftlichen Linken und der mit ihr eng verbundenen Friedensbewegung. »Nein zum Krieg« ist ihr zentrales, absolut schützenswertes Leitmotiv. Was aber ist, wenn der Krieg längst tobt und der Aggressor jedwede ernsthafte diplomatische Bemühung strikt ablehnt, ja konterkariert?
Die Friedensbewegung muss sich mit äußerst unangenehmen Fragen auseinandersetzen: Es ist falsch zu behaupten, es habe für diese Katastrophe keine Anzeichen gegeben. Dennoch ertönten selbst noch einen Tag vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Stimmen, die der Nato und den USA unterstellten, die eigentlichen Treiber des Konflikts zu sein. Russlands Präsident Putin hatte sich da längst zur Invasion entschieden. Wer richtigerweise erklärt, dieser Krieg sei durch nichts zu rechtfertigen, dann jedoch zu einem großen Aber ansetzt, das vor allem die Fehler, Lügen und Kriege des »Westens« aufzählt, der sollte schleunigst begreifen, dass auch der Machthaber im Kreml imperialistische Interessen verfolgt.
Diese Erkenntnis macht einen nicht zum Kriegstreiber. Sie ist lediglich die Anerkennung einer Welt, in der Gewissheiten hinterfragt werden müssen.
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