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Klaren Kopf behalten
Über Kriegshetze, Hass und Gewalt, die keinen Frieden schaffen
Es ist der erste Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine, und in einer Grundschule in Berlin-Pankow weinen zwei russische Mädchen, weil ihnen zum Vorwurf gemacht wird, wofür sie doch überhaupt nichts können. Es ist der 17. Tag des Angriffs, und Unbekannte verüben einen Brandanschlag auf die deutsch-russische Lomonossow-Schule in Berlin-Marzahn. Der Krieg droht zu eskalieren und die Stimmung zu kippen.
Auf der großen Friedensdemonstration vor zwei Wochen stand am Brandenburger Tor eine junge Frau, die zwischen den vielen ukrainischen Flaggen ein Pappschild hochhielt, auf das sie geschrieben hatte, sie sei Russin und auch für den Frieden. Ein russischer Bekannter ist aus demselben Grund dort gewesen. Ukrainer haben das dankbar aufgenommen.
Die Stimmung, so wie ich sie wahrgenommen habe, war überwiegend nicht antirussisch, sondern gegen Wladimir Putin. Das ist ein Unterschied. Dennoch gab es vor zwei Wochen und auch jetzt am Sonntag Plakate, die meiner Ansicht nach nicht auf eine Friedensdemonstration gehören, zum Beispiel solche, die Waffenlieferungen oder ein militärisches Eingreifen anderer Staaten verlangten, oder die den russischen Präsidenten Putin mit Adolf Hitler gleichsetzten. Das ist mit Verlaub eine Verharmlosung der im Zweiten Weltkrieg in der Ukraine verübten Naziverbrechen. Was jetzt in der Ukraine geschieht, ist schlimm genug auch ohne solche Übertreibungen.
Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer, heißt es nicht umsonst. Es ist nicht leicht dieser Tage, einen klaren Kopf zu behalten. Aber über eines besteht kein Zweifel. Hass führt nur zu immer mehr Gewalt. Wer Frieden will, darf nicht die Söhne anderer Eltern in den Krieg schicken und müsste jeden Deserteur verstecken, ganz gleich, aus welcher Armee er geflohen ist.
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