Lauterbachs Kippwende

Ulrike Henning glaubt nicht mehr an Politik in ruhigem Fahrwasser

Das war selbst in dieser Pandemie schon besser. Aktuell scheint es, als sei die Bundesrepublik mit ihrem Gesundheitsminister von einer rationalen Pandemiepolitik weiter entfernt als je zuvor. Die Nerven liegen blank, auch kurz vor der möglichen Sommerpause der Pandemie und kurz vor der Entscheidung über eine allgemeine Impfpflicht. Zur Aufregung um noch nötige oder eher unnötige Schutzmaßnahmen kommen die vielfältigen, teils hysterischen Stimmen zum Kriegsgeschehen. Zu dem Gesamtgetöse trägt die verfehlte Kommunikation des Ministers Karl Lauterbach ein weiteres Quäntchen bei. Das Ausmaß sollte nicht übertrieben werden: Menschen machen Fehler und korrigieren sie.

Aber Lauterbach ist lange genug in der Politik, um auch Kräfteverhältnisse einschätzen zu können oder die Zumutbarkeit von Pandemiemaßnahmen. Für den unermüdlichen Interpreten wissenschaftlicher Studien sollte es ein leichtes sein, eine Isolationspflicht an Kriterien und nicht an Daten zu binden - und das auch politisch durchzusetzen, in dafür vorgesehenen Gremien. Talkshows sind als Orte für Regierungsarbeit untauglich. Oder umgekehrt: Es ist erschreckend, welche Bedeutung diesen Formaten (und übrigens auch Twitter) durch Akteure wie Lauterbach gegeben wird.

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