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Sabotage an der Sabotage
Julia Trippo über die Sprengung von Pipelines
In Zeiten, in denen das EU-Parlament ernsthaft darüber abstimmt, ob Atomkraft und Gas nachhaltige Investitionen sind (natürlich nicht), muss man sich fragen, ob den führenden Politiker*innen in irgendeiner Form klar ist, wie knietief wir kollektiv im Klimanotstand stecken. Wenig polarisiert so sehr wie die Debatte über nötige Mittel, um da wieder rauszukommen. Exemplarisch dafür steht die sonst nicht unbedingt für ihre Militanz bekannte Klimaaktivistin Luisa Neubauer, die auf einem Demokratie-Gipfel kürzlich darüber witzelte, sie plane, eine Pipeline zu sprengen. Ein Aufschrei kam von den üblichen bekannten Hobbylosen auf Twitter. Neubauer selbst verwies darauf, dass ihr Wortlaut zu der geplanten Ostafrikanischen Rohöl-Pipeline an einen Buchtitel angelehnt sei. Sie wolle, dass der Bau abgeblasen wird.
Dass Menschen Sachbeschädigung und Sabotage an Industrieanlagen als unnötige Gewalt empfinden, ist nicht verwunderlich. Es überrascht jedoch, wenn dann die jahrzehntelange Nichtauseinandersetzung der Gesellschaft mit der Klimakrise und unterlassene Hilfeleistung von Politiker*innen nicht genauso als Gewalt empfunden wird. Lange ist bekannt, dass wegen politischem Nichthandelns der Planet verbrennt und verdurstet. Besagtes Nichthandeln ist in den meisten Fällen legal und politisch (selbst)legitimiert. Dass Klimaschützer*innen und die jüngere Generation, die das ausbaden werden müssen, immer mehr daran verzweifeln und auch deshalb zu vermeintlich radikalerem Gedankengut greifen, liegt auf der Hand.
Eine gute Sache birgt die unnötige Diskussion, ob das Neubauers Äußerung »Klima-Terrorismus« ist, allerdings: Alle berichten nun über diese Pipeline.
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