Brand im Grunewald bleibt gefährlich

Eisenbahnstrecke nahe des Brandorts wieder freigegeben – Feuer noch nicht gelöscht

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Auch am Sonntag ist der am Donnerstag ausgebrochene Brand im Berliner Grunewald noch nicht gelöscht, doch die Feuerwehr hat inzwischen die am äußersten Rand des 1000-Meter-Sperrkreises gelegene Bahnstrecke wieder für den Verkehr freigegeben. Somit verkehrt die S7 wieder durchgängig zwischen Berlin und Potsdam, auch die Züge von RE1 und RE7 fahren wieder direkt. Gesperrt bleibt vorerst die Avus. Die Autobahn A115 verläuft etwas näher als die Bahnstrecke an der Gefahrenstelle.

Der Brand im Grunewald bleibt dennoch gefährlich. Die Feuerwehr teilte mit, die Lage auf dem Sprengplatz, wo das Feuer am Donnerstag ausgebrochen war, sei weiterhin nicht unter Kontrolle. Dort bestehe eine enorme Gefahr.

Ein zweiter Löschroboter sei aus Falkensee in Brandenburg eingetroffen, sagte Feuerwehrsprecher Mario Witt am Sonntag. Nun können die auf dem Gelände definierten Hotspots von nun zwei Löschroboten und einem Löschpanzer gekühlt werden. Die Feuerwehr bekämpft auch weiterhin kleinere Brände in der Gefahrenzone, die 500 Meter um den Sprengplatz definiert ist. »Es gibt Stellen, da kommen wir nicht ran«, sagte Witt. Vereinzelt seien immer wieder kleinere Feuer zu beobachten. »Da dürfen wir aber noch nicht tätig werden, weil da nach wie vor auch nur gepanzerte Fahrzeuge Zugang haben.«

Auf dem Sprengplatz selbst sei der Brand aktuell gelöscht. Der Sperrkreis um den Brand werde noch einige Tage bestehen bleiben. Am Freitag war der Boden dort nach Angaben der Polizei an manchen Stellen noch bis zu 700 Grad heiß. Um die Gefahr weiterer Explosionen von Munitionsresten zu verringern, mussten diese Bereiche mit Wasser gekühlt werden.

Zwei je 250 Kilogramm schwere Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg seien aus ihren Halterungen gerissen worden. Sie seien nicht explodiert, aber sehr heiß geworden und müssten gekühlt werden. Das Gleiche gelte für weitere Bereiche auf dem großen Gelände. Einige Lagerstätten von gefährlichen Explosivstoffen würden schon immer ständig mit Wasser gekühlt, dort sei nichts passiert.

Feuerwehrchef Karsten Homrighausen sprach von einem längeren Prozess, bei dem auch immer wieder mit »Fernthermometer« die Temperatur der erhitzten Munition gemessen werde. Nur so könne die Feuerwehr entscheiden, wo kühlendes Wasser, das aus der drei Kilometer entfernten Havel gepumpt werde, nötig sei. »Einfach Wasser draufhalten, um die Bomben zu löschen, ist auch nicht immer die Lösung.«

Angesichts des katastrophalen Brandes ist auch eine Diskussion um den seit 1950 bestehenden Sprengplatz Grunewald aufgekommen. Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) zeigt sich offen für Gespräche mit Berlin über die Kampfmittelbeseitigung. Brandenburgs zentrales Sprenggelände liegt in einem Wald in dem kleinen Ort Kummersdorf-Gut, etwa 50 Kilometer südlich von Berlin. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte angesichts des Brandes rund um den Sprengplatz im Berliner Grunewald noch am Donnerstag bei einem Besuch der Einsatzkräfte angekündigt, über den Standort reden zu wollen.

»Wir haben eine gute Kooperation mit Sachsen und sind natürlich auch offen dafür, wenn sich Berlin in Zukunft an unseren Verfahren der Kampfmittelbeseitigung beteiligen möchte«, teilte Stübgen über sein Ministerium am Freitag mit. Er halte dafür die gemeinsamen Sitzungen von Senat und Landesregierung für den richtigen Ort. »Berlin müsste klären, welche Bedarfe sie konkret haben, und das Thema dann auf die Tagesordnung setzen.« dpa/nd

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