Ein Kanzler zum Vergessen

Andreas Koristka über den schweren Kampf des Olaf Scholz

Es ist eine Tragödie, die sich derzeit in Hamburg abspielt. 214 000 Euro und 2400 US-Dollar wurden im Schließfach von Johannes Kahrs gefunden. Und das bei der momentanen Inflationsrate! Wie beschäftigt muss ein Mann sein, der sein Geld so schlecht anlegt? Offensichtlich hat Johannes Kahrs im Laufe der Zeit den Überblick verloren. Man kennt das aus dem Alltag. Je stressiger es wird, umso mehr Dinge verlegt man. Ständig ist man auf der Suche nach dem Autoschlüssel, dem Portemonnaie oder dem Fabergé-Ei. Es ist menschlich, dass der SPD-Politiker am Ende nicht mehr wusste, in welches Schließfach er welches Geld gelegt hatte.

Aber Vorsicht ist geboten. Der Grat zwischen Schusseligkeit und schwerwiegenderen medizinischen Problemen ist manchmal sehr schmal. Olaf Scholz, der jahrelang mit Johannes Kahrs zusammengearbeitet hat, weiß zum Beispiel gar nicht mehr, wann er Kahrs das letzte Mal getroffen hat. Er hat auch keinen blassen Schimmer, was damals in Hamburg mit dieser Warburg-Bank los war, was er am 17. Januar 2013 gefrühstückt und ob er sich heute morgen die Schuhe zugebunden hat.

Andreas Koristka
Andreas Koristka ist Redakteur der Satire-Zeitschrift Eulenspiegel. Für »nd.DieWoche« schreibt er alle zwei Wochen die Kolumne »Betreutes Lesen«. Alle Texte unter: dasnd.de/koristka

In Berlin spekulieren Insider bereits, ob Scholz’ Zustand bedenklich ist. Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass man einer Bank 47 Millionen Euro an Staatsgeldern schenkt. Daran müsste man sich eigentlich ganz gut erinnern, auch wenn der Vorgang einige Jahre zurückliegt. Da passt ganz gut ins Bild, dass Scholz in letzter Zeit öfter dabei gesehen worden sein soll, wie er orientierungslos durchs Kanzleramt rennt. Seinen Namen hat er sich angeblich mit Kugelschreiber in der Handfläche notiert, nachdem er sich bei einem Staatsbesuch als »Oleg Schulz« vorgestellt hatte.

Der gesamte Personalstab soll schon damit beschäftigt sein, Olaf Scholz von Dummheiten abzuhalten. Dass er zur Mittagszeit regelmäßig sein Diensttelefon in die Mikrowelle schiebt, soll da noch das geringste Übel sein. Auch dass der Kanzler regelmäßig im Schlafanzug die Kabinettssitzungen eröffne, sei kein riesiges Problem. Schwerwiegender ist da schon, dass er sich manchmal auf der Toilette wähne, wenn er eigentlich zu einem Hintergrundgespräch geladen ist.

Olaf Scholz soll schon selbst gemerkt haben, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Er hat sich deshalb einem strengen Demenztraining unterzogen. Jeden Morgen versucht er sich daran zu erinnern, was in Hamburg passiert sein soll. Sehr weit ist er noch nicht gekommen. Oft fällt ihm kaum ein, was dieses »Hamburg« eigentlich ist. Manchmal hält er es für den Namen seines ersten Autos, manchmal meint er, es sei ein chemisches Verfahren zur Bestimmung der Wasserhärte.

Aber er macht Fortschritte. So ist er sich mittlerweile ziemlich sicher, dass er mal als Bürgermeister in einer Stadt tätig gewesen sein muss. Und dass er anschließend über lange Jahre unter einer ziemlich übellaunigen Chefin gearbeitet hat. Was ihn wohl auch beruhigen sollte, ist, dass ihm eingefallen ist, dass die SPD niemanden in ihren Reihen hat, der oder die ihm den Job im Kanzleramt streitig machen könnte.

Außerdem weiß er jetzt wohl wieder, dass die Sicherheitsmitarbeiter, die ihn umgeben, für ihn selbst arbeiten und nicht für einen anderen fiesen Schurken, der ihm nach dem Leben trachtet. Deshalb macht es keinen Sinn, sie hinterrücks mit einer Bratpfanne anzugreifen und dabei hysterisch zu kreischen. Das sind wichtige Fortschritte im Kampf gegen den Verfall. Und Olaf Scholz will weiter hart an seiner geistigen Fitness arbeiten. Denn eines möchte der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland unbedingt verhindern: irgendwann so verwirrt zu sein, dass er sein Geld genauso schlecht anlegt wie Johannes Kahrs.

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