Schweres Erbe

Maike Kohl-Richter verteidigt die Rechte des verstorbenen Kanzlers

Es ist nicht zu leugnen: Sie haben sich nie wirklich vereinigt, die Proletarier aller Länder. Da ist es zumindest ein kleiner Trost, dass auch die Christdemokraten sich häufig uneins sind. Bei der Eröffnungsveranstaltung der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung am Dienstag haben zwar sogar die ungleichen CDU-Alphatiere Angela Merkel und Friedrich Merz ins selbe Horn gestoßen, aber einer schert immer aus der Reihe. Eine in diesem Fall: Maike Kohl-Richter, Parteimitglied seit ehedem und Witwe des verstorbenen Altkanzlers.

Um die Deutungshoheit von Helmut Kohl als Nationalheld und aufrechter Konservativer bemüht, stellt sie in einem Brief an Volker Kauder, Kuratoriumsmitglied der Stiftung, klar: »Die staatliche Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung verletzt Helmut Kohls postmortale Rechte. Sie verletzt auch meine Rechtspostionen als seine Erbin.« Die Stiftung beabsichtige, politische Analysen mit dem Namen des Verstorbenen zu verknüpfen, was nicht in dessen Sinne sein könne. Die Arbeit solle man einstellen oder das Institut umbenennen.

Maike Kohl-Richter, 1964 in Siegen geboren, bekleidete schon als Schülerin erste Pöstchen – selbstredend bei der Jungen Union. Einem Wirtschaftsstudium folgte die Promotion, dann kam eine Anstellung beim ifo-Institut, ehe sie 1994 ins Bonner Bundeskanzleramt wechselte. Die Abwahl Kohls machte einen Wechsel zur opponierenden CDU-Fraktion unter Merz notwendig. Bald arbeitete sie ein paar Jahre als Journalistin für die »WirtschaftsWoche«.

Wir aber kennen Maike Kohl-Richter vor allem als Frau von Helmut Kohl. Die Zerwürfnisse mit dessen Kindern aus vorheriger Ehe waren Gegenstand umfassender medialer Beachtung. Und Boulevardjournalisten interessiert vor allem die Frage, wie lange die Beziehung der beiden wirklich andauerte. Der Klatsch um den Altkanzler nimmt bisweilen Züge an wie ums englische Königshaus – nur ohne jedweden Esprit.

»Auch eine öffentliche Person ist – in einem Rechtsstaat wie Deutschland – nicht staatliche Verfügungsmasse«, schreibt Kohl-Richter in ihrem Brief. Ein Satz, der die ganze Schönheit des christdemokratischen Weltbildes zusammenfasst.

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