- Kommentare
- Evangelische Kirche
Politiker als Pressure Group
Jana Frielinghaus über Unionsvertreter in der Evangelischen Kirche
Eine Empörungswelle wogt derzeit durch die »Sozialen« Medien, ausgelöst von braven Christen. Die Ursache ihres Missvergnügens: Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche, Anna-Nicole Heinrich, hat sich mit den Klimaaktivisten der Letzten Generation solidarisiert und deren Sitzblockaden als legitim angesichts des Notstands bezeichnet. Leute aus dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU/CSU wollen deshalb gar eine Petition »gegen die Präses« starten.
Denn es sind vor allem Unionsgrößen wie Alexander Dobrindt, die die »Klima-Kleber« als »gewaltbereit« und »demokratiefeindlich« diffamieren. Dabei könnten sie wissen: Sitzblockaden sind eine klassische Form des zivilen Ungehorsams, hundertfach erprobt in der Hochzeit der von Christen maßgeblich mit geprägten Friedensbewegung der 1980er Jahre. Und sie sind allen Behauptungen zum Trotz gewaltfrei. Deshalb hat das Bundesverfassungsgericht sie in den 90ern als legitimes Mittel des Protests eingeordnet. Dass sich christlich nennende Politiker so etwas kriminalisieren und Präses Heinrich quasi vergattern wollen, offenbart nicht zuletzt ihr etwas verqueres Demokratieverständnis.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.