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Senegals Stabilität zeigt Risse

Ernährungskrise und möglicher Verfassungsbruch sorgen für Unmut

  • Sabine Balk, Weltfriedensdienst
  • Lesedauer: 2 Min.

Senegal hat eine lange demokratische Tradition und gilt als Stabilitätsanker in der Region. Das frankophone Land ist etwa halb so groß wie Deutschland. Die Covid-19-Pandemie hat auch die senegalesische Wirtschaft stark getroffen. Auch wenn sie sich langsam wieder erholt, gelingt es Senegal nicht, genügend neue Arbeitsplätze zu schaffen. Erschwerend kommen weltweite Krisen wie der Klimawandel und der Krieg in der Ukraine hinzu.

2024 wählen die Senegalesen einen neuen Präsidenten: Amtsinhaber Macky Sall schickt sich an, ein drittes Mal zu kandidieren, auch wenn es gegen die Verfassung verstoßen würde. Die 2011 von Rappern um die nationale Ikone Youssou N’Dour und Journalisten ins Leben gerufene Bewegung »Y’en a marre« (Wir haben es satt) warnt Präsident Sall vor einer dritten Amtszeit. Die breit angelegte Aufklärungs- und Präventionskampagne der längst landesweit angewachsenen Bürgerbewegung will auf die Folgen für Demokratie und Verfassung des westafrikanischen Landes hinweisen, sollte Sall bei den Präsidentschaftswahlen wirklich ein drittes Mal kandidieren.

Die Wirtschaft Senegals wird zu 90 Prozent von Kleinst- und Kleinunternehmern dominiert, die im informellen Sektor tätig sind. Rund zwei Drittel der Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft, wobei die Produktivität des Agrarsektors gering ist. Mehr als zwei Drittel der senegalesischen Bevölkerung leben in Armut, jede*r Fünfte ist chronisch unterernährt.

Die Gründe für die Ernährungskrise sind vielfältig. Bereits zwei Drittel der Ackerfläche sind degradiert, das heißt, die Böden sind für den Anbau von Gemüse, Obst und Getreide nicht mehr fruchtbar genug. Anbau von Monokulturen und Einsatz chemischer Pestizide haben die Böden ausgelaugt. Der Klimawandel führt zu immer mehr Dürren, die die Erosion und Wüstenbildung beschleunigen. In der Folge sinkt der Grundwasserspiegel, Felder können nicht mehr bewässert werden. Die Ernten fallen wegen Extremwetter immer geringer aus.

Die meisten bäuerlichen Betriebe haben keine Reserven, um Missernten abzufedern. Der Senegal muss mehr als 70 Prozent seiner Nahrungsmittel importieren – und das bei seit Jahren steigenden Preisen. Der Krieg in der Ukraine verschärft die Situation weiter; mehr als die Hälfte des importierten Weizens kommt aus Russland.

Der Sahel-Staat will nun umdenken und mehr Lebensmittel selbst produzieren. Dazu muss die Landwirtschaft wieder stärker auf heimische Feldfrüchte wie Hirse setzen. Diese traditionellen Sorten – ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig angebaut – bieten auch die beste Möglichkeit, die Folgen des Klimawandels abzufedern.

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