- Politik
- Aliaksandra Herasimenia
Exilantin gegen belarussisches Regime
Ex-Schwimmerin Aliaksandra Herasimenia soll zwölf Jahre ins Gefängnis
Was muss ein Mensch angestellt haben, um zwölf Jahre ins Gefängnis zu müssen? In Belarus reicht es dafür aus, nicht einer Meinung mit dem Minsker Regime zu sein. In den offiziellen Gerichtsurteilen klingt es dagegen, als seien gefährliche Staatsfeinde aus dem Verkehr gezogen worden, ist von einer Gefahr für die nationale Sicherheit die Rede. Terrorismus? Anschläge? Viel schlimmer: Aliaksandra Herasimenia wagte es, eine Organisation zu gründen, die sich für politisch verfolgte belarussische Sportler*innen einsetzt.
Dabei war die 36-Jährige lange selbst Stütze von Präsident Alexander Lukaschenko – wenn auch als Sportlerin ungewollt. Als Schwimmerin nahm Herassimenja an internationalen Wettbewerben teil, darunter an den Olympischen Sommerspielen 2012 und 2016, wobei sie in London zwei Mal Silber und in Rio de Janeiro Bronze holte.
Erst später im Zuge der belarussischen Demokratiebewegung im Jahr 2020 begann sich Herassimenja politisch zu engagieren, schloss sich der Opposition und der Forderung nach Neuwahlen an. Zu dieser Zeit gründete sie mit Alexander Opeikin, einem früheren Handballfunktionär, die Belarussische Stiftung für Sportsolidarität (BSSF). Politisch setzen sich beide auch dafür ein, dass Belarus keine internationalen Sportveranstaltungen mehr austrägt. Weil ihr zivilgesellschaftliches Wirken zu gefährlich wurde, floh Herassimenja im Herbst 2020. Zunächst in die Ukraine, mit Ausbruch des russischen Angriffskrieges weiter nach Polen. Von dort aus setzt sie sich nun auch für ihr erstes politisches Exil ein. Vor wenigen Tagen postete Herassimenja in den sozialen Netzwerken, wie sie Winterkleidung für die Ukraine sammelte.
In ihre Heimat wird sie so schnell nicht zurückkehren, nach ihrer Verurteilung in Abwesenheit würden die Handschellen klicken, sobald Herassimenja belarussischen Boden betritt. Vermutlich war genau das auch Ziel des martialischen Urteils – eine Oppositionelle dauerhaft ins Exil zu drängen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.