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Vergiftete Debatte

Christian Klemm über Ausschreitungen zu Silvester

Das vergangene Jahr ist mit einem großen Rums zuende gegangen: Angeblich soll sich in Berlin-Neukölln eine Art Bürgerkrieg zugetragen haben, wo »gewaltbereite Ausländer« auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte losgegangen sind. So falsch diese Taten sind, so falsch ist das Danach: In null Komma nichts wurde aus einer Diskussion über Böller eine Integrationsdebatte. Das muss man auch erstmal hinkriegen.

Vergessen wird dabei, dass nicht nur die ach so unintegrierbaren Menschen in Berlins »Problemkiezen« offenbar einen erheblichen Groll auf das hegen, was sie mit dem deutschen Staat in Verbindung bringen. Ebenso wurden in Städten, die nicht gerade bekannt für »kriminelle Ausländerhorden« sind, zum Jahreswechsel Einsätzkräfte Zielscheibe für Randalierer. Auch wenn Rechte es gerne so hätten: Die Ereignisse sind nicht mit ethnischen oder religiösen Motiven zu erklären. Vielmehr haben an dem Abend benachteiligte Jugendliche ihrer Wut freien Lauf gelassen, die nicht mehr das Gefühl haben, dass unsere Gesellschaft auch die ihre ist. Darum die Krawalle. Nicht, weil die Eltern der Randalierer einst aus arabischen Ländern oder der Türkei zu uns gekommen sind.

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