- Kommentare
- Ost-West-Repräsentanz
Alte neue Seilschaften
Jana Frielinghaus zur Dominanz Westdeutscher in Chefetagen
Es ist Carsten Schneider unbedingt abzunehmen, dass ihn die geringe Repräsentanz Ostdeutscher in Chefetagen von Wirtschaft, Behörden und Ministerien wurmt und dass er daran etwas ändern will. Allein: Das wird nicht leicht. Denn insbesondere auf Landesebene im Osten selbst und in den Gerichten herrscht wie in Vorständen und Aufsichtsräten weiter das Prinzip, den Nachwuchs aus dem »eigenen Stall« heranzubilden.
Und in den »neuen Ländern« haben sich nach 1990 informelle Zirkel von Menschen aus dem mittleren westdeutschen Verwaltungsapparat gebildet, die gekommen waren, um den Ossis »die Demokratie« und ihre Spielregeln beizubringen und vor allem die »alten Seilschaften« von SED-Kadern zu zerschlagen. Im Ergebnis entstanden neue Seilschaften, die mittlerweile auch schon wieder sehr in die Jahre gekommen sind. Und junge Menschen, die nach 1990 im Osten geboren sind, sind oft auch Kinder der westdeutschen »Pioniere«. Bleibt abzuwarten, ob es in den Bundesbehörden etwas bringt, durch Selbstverpflichtungen eine stärkere Repräsentanz ostdeutsch Sozialisierter hinzubekommen, wie der Ostbeauftragte es vorschlägt.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.