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Aus Kurdistan nach Cottbus und zurück

Lausitzer Engagement für die kurdischen Gebiete

Internationale Solidarität: Aus Kurdistan nach Cottbus und zurück

2015 ist der Kurde Bachir al-Ali aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. Er lebt in Cottbus und studiert an der Technischen Universität Wildau Automatisierungstechnik. Diesen Sommer will al-Ali seinen Abschluss machen. Irgendwann, wenn es die Situation erlaubt, möchte er in seine Heimat zurückkehren und mit seinen in der Bundesrepublik erworbenen Kenntnissen beim Wiederaufbau des vom Krieg zerstörten Landes helfen.

Wann es soweit sein könnte, lässt sich derzeit schwer abschätzen. Einstweilen engagiert sich al-Ali mit anderen Kurden, Afghanen, Tschetschenen und Arabern im Geflüchtetennetzwerk Cottbus für die Rechte der Geflüchteten. Gemeinsam mit der Linksfraktion in der Stadtverordnetenversammlung Cottbus und unterstützt vom Kommunalpolitischen Forum Land Brandenburg organisierte das Geflüchtetennetzwerk am Dienstagabend eine Veranstaltung zur Kurdistan-Solidarität beim Kulturverein Bunter Bahnhof.

Die Spenden für das Essen am Buffet und die Einnahmen aus dem Getränkeverkauf von zusammen 1000 Euro gehen je zur Hälfte an den Hilfsverein »Wir packen’s an« aus Bad Freienwalde und an eine kurdische Hilfsorganisation. Hinter dem Tresen stehen im Bunten Bahnhof der Cottbuser Linksfraktionschef Matthias Loehr und Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD). »Wir packen’s an« versorgt Flüchtlinge beispielsweise in Polen, Serbien und Griechenland und plant jetzt, einen Konvoi ins syrische Kurdengebiet von Rojava zu schicken. Genaueres möchte Vereinsgeschäftsführer Axel Grafmanns erst verraten, wenn dieser Konvoi angekommen ist. Denn zuweilen werden Hilfsgüter beschlagnahmt, bevor sie ihr Ziel erreichen.

Diese bittere Erfahrung musste auch Elke Dangeleit machen. Sie ist migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. 2017 gründete Dangeleit mit anderen einen Verein, um eine Städtepartnerschaft von Friedrichshain-Kreuzberg mit der 75 000-Einwohner-Kommune Dêrik in die Wege zu leiten. 2019 wurde die Partnerschaft besiegelt. Es sei die erste deutsche Partnerschaft mit einer Stadt in Rojava, erzählt Dangeleit in Cottbus. Eine Lieferung für eine mobile Klinik sei geraubt worden. Deshalb sei ihr Verein dazu übergegangen, Geld zu sammeln, von dem die Freunde in Dêrik die benötigten Dinge vor Ort anschaffen, erzählt die 63-Jährige. So sei Geld aufgetrieben worden, um ein ausgetrocknetes Flussbett als Stadtpark zu begrünen. »Dafür haben wir Fördermittel bekommen.«

Höhepunkt des Abends ist der Auftritt der Linke-Bundesvorsitzenden Janine Wissler. Sie erlebte in der türkischen Kurden-Hochburg Diyarbakir das schwere Erdbeben vom Februar und kritisiert wie Grafmanns die Bürokratie für die Einreise von Erdbebenopfern nach Deutschland.

In Cottbus leben derzeit 75 Kurden aus Syrien und der Türkei, schätzt Bachir al-Ali.

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