- Kommentare
- Koalitionsverhandlungen
Koalition in Berlin: Unchristliche Union
Es kommt ein Senat sich ähnlicher Parteien
»Wir kommen aus unterschiedlichen Parteien.« Das ist dem Berliner CDU-Landesvorsitzenden Kai Wegner noch eingefallen, seinem SPD-Pendant Franziska Giffey ebenso. Dass sie das am Rande der Koalitionsverhandlungen extra erwähnen, ist bezeichnend für die nicht nur zur Schau gestellte Harmonie in dem sich anbahnenden schwarz-roten Regierungsbündnis für das Land Berlin. Tatsächlich scheint es eine Liebesheirat zu werden, die auf ähnlichen Interessen beruht. Die Gemeinsamkeiten der SPD mit der CDU sind offensichtlich größer als die mit Grünen und Linken – viel größer als einer noch irgendwie sozialdemokratischen und um soziale Gerechtigkeit bemühten Partei eigentlich lieb sein dürfte.
Es gilt fairerweise noch abzuwarten, wie sich die angekündigte Bekämpfung von Armut und Obdachlosigkeit anlässt. Erst dann lässt sich beurteilen, ob hier eine christlich-unsoziale Union ins Werk gesetzt wird. Dass die verschmähten Koalitionspartner Grüne und Linke Schlimmes prophezeien, ist nachvollziehbar und wenig überraschend. Sie spielen die Oppositionsrolle. Aber es wäre doch eine Überraschung, wenn das vollmundige Versprechen »Das Beste für Berlin« von CDU und SPD eingelöst werden sollte. Denn Schwarz-Rot ist nicht das Beste, was der Hauptstadt passieren kann.
Es wäre auch nicht das Beste für Brandenburg nach der Landtagwahl 2024. Aber der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz träumt schon von einem unerwarteten Sieg seiner Parteifreunde auch hier. Christliche Nächstenliebe ist bei aller formelhaften Beschwörung des christlichen Menschenbildes kaum zu erwarten. Wenn mehr Flüchtlinge kommen und die nicht aus der Ukraine sind, will Brandenburgs CDU mehr Menschen abschieben.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.