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  • Israelfeindlichkeit und Antisemitismus

Lieber zuhören als draufschlagen

Antisemitische Parolen dürfen nicht stehen bleiben, doch auch vorschnelles Verurteilen schadet dem Kampf gegen Unterdrückung.

  • Nora Noll
  • Lesedauer: 1 Min.

»Tod den Juden«, das soll ein Teilnehmer einer propalästinensischen Demonstration am Samstag in Berlin gerufen haben. Eine furchtbare antisemitische Parole, die weder in Deutschland noch irgendwo sonst konsequenzlos ertönen sollte.

Doch wurde sie richtig übersetzt? Während sich Medien und das rechtskonservative Twitter auf die Untertitel der Dokumentationsplattform Democ verließen, interpretierten arabischsprachige Bekannte den Ausruf anders: als »Juden sind Mörder«. Die Aussage bleibt hochproblematisch, sie vermengt Judentum und israelischen Staat und lässt sich als antisemitisch oder zumindest gefährlich populistisch ablehnen.

Dennoch kommt es auf diesem physisch wie diskursiv extrem umkämpften Terrain auf Differenzierung an. Wir brauchen nicht mehr Verhärtung, sonst stürzen sich Rechte unwidersprochen auf den vermeintlich »importierten Antisemitismus«, delegitimieren wichtigen Protest gegen Netanjahu und boxen Demonstrationsverbote durch, wie es sie bereits 2022 zum Nakba-Tag gegeben hat. Wer sich gegen jede Form der Unterdrückung stellt, muss allen Unterdrückten zuhören.

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