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Freiheit für Öcalan: Wo bleibt die Solidarität?
Sebastian Weiermann über mangelnden Internationalismus
Mehrere Tausend Menschen haben am Samstag in Düsseldorf demonstriert. Sie haben berechtigte Sorgen um den Zustand von Abdullah Öcalan. Er ist seit Jahrzehnten inhaftiert, seit zwei Jahren gibt es keinerlei Kontakt zu ihm. Für Öcalan demonstriert haben fast nur Kurd*innen. Nicht viel mehr als eine Handvoll deutscher Linker beteiligte sich an dem Protest. Die einzige wahrnehmbare deutsche Organisation war die MLPD. Das ist beschämend für die Linke!
Auf Demos wird bevorzugt die Solidarität beschworen. »Von Düsseldorf bis nach Rojava – Klimaschutz heißt Antifa!« ist eine – mit dem jeweiligen passenden Stadtnamen versehene – beliebte Demo-Parole. Aufkleber und Shirts mit kurdischen Motiven erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch Politiker der Linkspartei schmücken sich, gerade im Wahlkampf, gern mit ihrer Solidarität.
Davon war am Samstag wenig zu sehen. Ist Öcalan nur ein Thema für Kurd*innen? Nein! Er ist ein linker Vordenker, Versatzstücke seiner Theorie finden sich längst in der deutschen Linken. Da sollte es doch möglich sein, auch mal für ihn auf die Straße zu gehen. Ausreden gab es in NRW am Samstag nicht. Kein Naziaufmarsch musste blockiert, kein Dorf vor RWE geschützt werden.
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