Die Türkei ist eine weltweite Drohnenmacht geworden

Die Kampfdrohne »Bayraktar TB2« wird mittlerweile in fast 30 Länder verkauft

Bayraktar baut auch große Drohnen wie die »Akıncı«, die kürzlich erstmals mit dem unbemannten Kampfflugzeug »Kızılelma« in Formation geflogen ist.
Bayraktar baut auch große Drohnen wie die »Akıncı«, die kürzlich erstmals mit dem unbemannten Kampfflugzeug »Kızılelma« in Formation geflogen ist.

Katar, Kirgisistan, Turkmenistan, Pakistan, Somalia, Marokko, Tunesien und Serbien: Die Liste der Länder, die die türkische Kampfdrohne »Bayraktar TB2« bestellt haben, wird immer länger. Als erster EU- und Nato-Staat ist auch Polen dabei und hat im vergangenen Jahr eine erste Lieferung erhalten. Die Nato-Mitglieder Albanien und Rumänien haben ebenfalls Lieferverträge abgeschlossen.

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Seit das türkische Militär die Kampfdrohne 2014 in Dienst genommen hat, hat sie einen beispiellosen Siegeszug hingelegt. Die dortigen Streitkräfte setzen die »TB2« in den inländischen Kurdengebieten ein und fliegen unter dem Vorwand der »Terrorismusbekämpfung« auch Angriffe in Syrien und im Irak. Mittlerweile exportiert der Hersteller die Drohne nach eigenen Angaben in beinahe 30 Staaten – in einigen davon wird sie bereits eingesetzt, andere warten noch auf die Lieferung oder befinden sich in der Testphase.

Die »TB2« ist nur halb so groß wie viele Modelle der Konkurrenz, mit einem Stückpreis von rund zwei Millionen Euro (die benötigten Bodenstationen für die Steuerung sowie weitere Infrastruktur am Boden nicht eingerechnet) ist sie aber auch erheblich kostengünstiger als viele andere Langstreckendrohnen. Produziert wird die Drohne mit einer Nutzlast von 65 Kilogramm von Baykar. Namensgeber und Gründer der Firma ist Selçuk Bayraktar, ein Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, der Kultstatus im Land genießt.

International bekannt wurde seine »TB2« durch Operationen für die Tripolis-Regierung in Libyen gegen die damals abtrünnige Regierung im Osten, die 2020 die Hauptstadt angriff und einen Bürgerkrieg auslöste. Im Angriffskrieg Aserbaidschans gegen Berg-Karabach sollen die Drohnen im gleichen Jahr sogar kriegsentscheidend gewesen sein. Auch die Ukraine hatte zu dieser Zeit bereits mehrere »TB2« bestellt und hat sie seit Kriegsausbruch mit wenig Wartezeit in immer größeren Stückzahlen erhalten.

Schon in Berg-Karabach und schließlich auch in der Ukraine hatten die Angreifer aus der Luft aufgenommene Videos der Angriffe veröffentlicht, die offenbar die Demoralisierung des Gegners fördern sollten. Das sorgte wohl für weitere Bestellungen, denn Baykar hat daraufhin zahlreiche weitere neue Kunden genannt. Für die endgültige Beschaffung müssen sich viele Regierungen aber noch gedulden, denn mit 20 Stück pro Monat ist die Kapazität der Drohnenfabrik begrenzt. Angesichts der hohen Nachfrage für die »TB2« will Baykar die Produktion im kommenden Jahr verdoppeln. Dabei soll nun die Ukraine behilflich sein. Deren Präsident Wolodymyr Selenskyj und Bayraktar haben vereinbart, ein Werk in der Ukraine zu eröffnen, um dort die »TB2« zu montieren. Die Regierung in Kiew dürfte dann sogar eigene Exporte vornehmen.

Fast zwei Jahrzehnte waren Firmen aus den USA und Israel unbestrittene Marktführer für bewaffnete Drohnen; neben der Türkei folgten auch China und nunmehr der Iran als ernst zu nehmende Drohnenmächte. Gemäß dem humanitären Völkerrecht dürfen Kampfdrohnen allenfalls im Rahmen eines Krieges oder eines internationalen bewaffneten Konflikts eingesetzt werden. Mit ihrer Politik »gezielter Tötungen« haben das US-Militär und der Geheimdienst CIA, aber auch die britische und die israelische Luftwaffe abweichende Maßstäbe in der Nutzung unbemannter Systeme gesetzt. Auch die Türkei nimmt auf eigenem Hoheitsgebiet und in Nachbarländern außergerichtliche Hinrichtungen mit Drohnen vor. Diesem Pfad folgen auch die Kunden von Baykar. So jagen etwa Militärs in Äthiopien und Burkina Faso »Terroristen« auf Motorrädern mit türkischen Kampfdrohnen und setzen diese selbst in bewohnten Gebieten ein.

Die Erfolge der »TB2« könnten erst der Anfang der türkischen Drohnenindustrie gewesen sein. Baykar hat mit der »Akıncı« (Räuber) eine Langstreckendrohne mit zwei leistungsstarken Triebwerken entwickelt, die fast eine Tonne Munition transportieren kann. Vor zwei Jahren wurden die ersten Exemplare im Beisein von Staatspräsident Erdoğan an die türkische Luftwaffe und das Heer übergeben. Unter dem Namen »Kızılelma« (Roter Apfel) arbeitet Baykar mit staatlicher Unterstützung außerdem an einem unbemannten Kampfflugzeug, das dieses Jahr seinen Erstflug absolviert hat. Es ist tarnkappenfähig und soll eine Vielzahl von Militäraktionen durchführen können.

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