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Lina E. Wann agiert die radikale Linke weniger selbstbezogen?
Sebastian Weiermann über Reaktionen auf das Urteil gegen Lina E.
Man muss nicht mehr viele Worte zum Prozess gegen Lina E. und Co. verlieren. Das Urteil ist in seiner Höhe absurd und handfester Antifaschismus eine traurige Notwendigkeit. Dass Proteste von Köln bis Berlin zusammengeknüppelt wurden, passt da, genauso wie die in Leipzig angekündigten Angriffe auf die Versammlungsfreiheit, nur allzu gut ins Bild. Dass der Feind links steht gehört immernoch zum ideologischen Kern der Bundesrepublik Deutschland.
Trotzdem sollte die radikale Linke in Deutschland sich hinterfragen. Dass bundesweit mehrere tausend Menschen auf die Straße gehen, ist beeindruckend und zeigt eine prinzipielle Stärke. Aber wo sind die Menschen bei den alltäglichen Zwangsräumungen? Warum gehen so wenig Menschen gegen die völlige Aushöhlung des Asylrechts auf die Straße? Nach der Ankündigung, für jedes Jahr Haft, eine Million Euro Sachschaden zu verursachen, fragt man sich, wann eine Million Euro Sachschaden für jede Ersatzfreiheitsstrafe und jede Abschiebung angekündigt werden? Das würde die politische Relevanz der radikalen Linken stärken und sie weniger selbstbezogen wirken lassen.
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