System der Ausbeutung

Jana Frielinghaus über das Befristungsunwesen in der Wissenschaft

Das System der Kettenbefristungen im Wissenschaftsbetrieb verstärkt die Benachteiligung von Frauen im Allgemeinen und jene von Frauen mit Migrationsgeschichte noch einmal im Besonderen.
Das System der Kettenbefristungen im Wissenschaftsbetrieb verstärkt die Benachteiligung von Frauen im Allgemeinen und jene von Frauen mit Migrationsgeschichte noch einmal im Besonderen.

Ein munteres Heuern und Feuern herrscht seit Jahrzehnten an deutschen Hochschulen und Forschungsinstituten. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz von 2007 sollte dem erklärtermaßen Grenzen setzen. Doch auch eine Novelle des Regelwerks acht Jahre später führte lediglich dazu, dass heute nicht mehr 90, sondern »nur« noch 84 Prozent der Hochqualifizierten im wissenschaftlichen Mittelbau sich trotz fester Einbindung in Lehre und Forschung von Befristung zu Befristung hangeln müssen.

Das ist ein Skandal, denn Zehntausende Akademiker*innen leben über viele Jahre in Unsicherheit über ihre berufliche Zukunft – und in fataler Abhängigkeit vom Wohlwollen »ihrer« Profs. Die bürden ihnen oft jede Menge Arbeit auf, die überhaupt nichts mit »Qualifizierung« zu tun hat, der die Zeitverträge angeblich dienen sollen. Das schadet nicht nur den Betroffenen, sondern auch dem insbesondere von der FDP beschworenen Wissenschaftsstandort Deutschland. Denn immer mehr Talente wandern wegen dieser Verhältnisse ins Ausland oder in die Wirtschaft ab. Vielleicht lassen sich die Liberalen wenigstens mit diesem Argument von der Notwendigkeit einer echten Reform des Gesetzes überzeugen.

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