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Quebec in Flammen, New York im Smog
Schwere Waldbrände im Osten Kanadas verursachen extreme Luftverschmutzung in US-Küstenmetropolen
Die Bilder der verheerenden Waldbrandsaisons von 2020 und 2021 in Kalifornien haben die Wahrnehmung der Klimakrise in den USA und anderswo geprägt. Doch nachdem in den vergangenen Jahren die Westküste in Smog gehüllt war, ist nun die Ostküste der USA und Kanadas betroffen: New York liegt unter einer dicken Dunstglocke gefangen, die das Sonnenlicht in ein bedrohliches Orange färbt.
Grund hierfür sind die massiven Waldbrände in der kanadischen Provinz Quebec, wo gerade über 160 Feuer brennen, wie der Fernsehsender PBS berichtet. Die Kapazitäten der Feuerwehr reichen nur für die Bekämpfung von etwa 30 Bränden gleichzeitig aus. Normalerweise würden Rettungskräfte aus anderen Provinzen zur Hilfe eilen, die aber ihrerseits mit einer angespannten Situation zu kämpfen haben. »Wir sind im Austausch mit den Premierministern anderer Provinzen, doch sie haben selbst alle Hände voll zu tun«, so Quebecs Premier François Legault am Montag bei einer Pressekonferenz. Das Dorf Clova musste aufgegeben werden, weil Löschflugzeuge gegen die Intensität der Brandentwicklung nicht mehr ankamen. »Leider haben wir die Kontrolle verloren«, so Legault. »Uns blieb nichts anderes übrig, als Clova brennen zu lassen.« Zwei weitere Dörfer nahe der Grenze zur Nachbarprovinz Ontario, St-Lambert und Normétal, wurden laut PBS vorsorglich evakuiert, ebenso wie die Stadt Chibougamau mit über 7000 Einwohner*innen.
Bereits am letzten Freitag wüteten in ganz Kanada über 320 Brände – zu viele für eine effektive Bekämpfung. Über 173 000 Hektar Wald standen in Quebec dieses Jahr in Flammen – verglichen mit durchschnittlich nur etwa 250 Hektar während einer typischen Brandsaison der letzten zehn Jahre. »Die Bilder, die wir in dieser Saison bisher gesehen haben, gehören zu den schlimmsten, die wir in Kanada jemals beobachten konnten«, so Katastrophenschutzminister Bill Blair gegenüber PBS. Gegenwärtig werde eine besonders schwere Brandsaison vorhergesagt, so Blair.
Während Quebecs Metropole Montreal bisher von heftigem Smog weitestgehend verschont blieb, liegen die am dichtesten besiedelten betroffenen Gebiete südlich der Landesgrenze, an der Ostküste der USA. Laut der staatlichen Webseite AirNow.gov, die Daten zur Luftverschmutzung aggregiert, zog sich am Donnerstagmorgen eine Schneise hochgradig mit Feinstaub verunreinigter Luft ausgehend von den Bränden in Quebec in Richtung Süden. Die am schlimmsten betroffenen Regionen lagen in den US-Bundesstaaten New York, Pennsylvania, New Jersey, Maryland, Delaware und Virginia. Die Ballungsräume New York, Philadelphia und Washington D.C. sind hochgradig exponiert. Dort liegt der Luftverschmutzungsindex der Behörden teils bei Werten, die ein »sehr ungesundes« beziehungsweise »gefährliches« Niveau signalisieren, wie der Fernsehsender CNN berichtete.
New Yorks Bürgermeister Eric Adams gab auf einer Pressekonferenz am Mittwoch bekannt, die in der Stadt gemessene Luftqualität sei so schlecht wie seit den 1960ern nicht mehr. Erst am Freitagmorgen dürfe New York auf Linderung hoffen, so Adams. In Montgomery County in Maryland wurden Schüler*innen in den Pausen nicht mehr ins Freie gelassen, zahlreiche Sportveranstaltungen in der ganzen Region fielen aus. In Philadelphia riefen die Behörden »Alarmstufe Rot« aus: Ältere Menschen, Kinder, Schwangere sowie Personen mit Herz- und Lungenerkrankungen müssten mit ernsthaften gesundheitlichen Problemen rechnen, so James Garrow, Sprecher der örtlichen Gesundheitsbehörde, gegenüber CNN. »Wir bitten die Menschen, drinnen zu bleiben. Wenn Sie sich nach draußen begeben müssen, bitte tragen Sie eine Schutzmaske und gehen Sie so oft wie nötig wieder nach drinnen«, so Garrow. Auch Delaware erklärte die höchste Alarmstufe wegen schlechter Luftqualität.
Mediziner*innen warnten vor den gesundheitlichen Langzeitfolgen des Smogs. »Gesunde Personen werden dieses Niveau an Verschmutzung vielleicht einen oder zwei Tage aushalten, ohne zu viele Probleme zu bekommen, doch die Werte sind so hoch, dass selbst sie einem Risiko ausgesetzt sind«, so der Immunologe und Asthma-Experte Purvi Parikh gegenüber CNN.
Laut Expert*innen gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen der Klimakrise und der verheerenden diesjährigen Waldbrandsaison in Kanada. »Wir sehen ein sehr starkes Signal aufgrund von Klimaveränderungen. Wir beobachten, dass eine größere Fläche brennt, und dass die Brände schwerer ausfallen«, erklärte Robert Scheller, Professor für Waldwirtschaft an der North Carolina State University gegenüber der BBC. Laut einer im Mai veröffentlichten Studie der Wissenschaftler*innenvereinigung Union of Concerned Scientists, die sich für militärische Abrüstung und Umweltschutz einsetzt, lässt sich inzwischen mehr als ein Drittel der in Nordamerika durch Brände zerstörten Waldfläche allein auf die Klimaemissionen der 88 Konzerne der Welt mit den höchsten Klimaemissionen zurückführen.
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