CDU und CSU: Stramm rechtskonservativ

Mit der Deutschland-Agenda verabschiedet sich die Union aus der politischen Mitte

Fast zwei Drittel der Bundesbürger halten die jüngste Mindestlohnerhöhung angesichts weiter stark steigender Preise für zu niedrig, wie das aktuelle ZDF-Politbarometer ergeben hat. In der am Freitag von den Präsidien von CDU und CSU verabschiedeten »Agenda für Deutschland«, die vorgibt, die Sorgen der Bürger aufzugreifen, findet sich dazu exakt – null. Das Papier ist nicht an Niedriglöhner oder Bürgergeld-Empfänger adressiert, die existenzielle Sorgen haben, sondern explizit an die Mittelschicht. Propagiert wird ein Law-and-Order-Staat, der knallhart gegen Kriminelle und Asylsuchende vorgeht, sich hingegen bei Zukunftsfragen wie Klimaschutz genauso wie bei Steuern zurückhält, wovon besonders Topverdiener und Unternehmen profitieren.

Auch wenn die Agenda die Palette der Anliegen von Querdenkern, Heizungs- sowie anderen Schwurblern und ganz rechts Stehenden durchdekliniert – wenn einige Kritiker von CDU/CSU sagen, hier werde ein rechter Kulturkampf bedient, wobei am Ende das Original, also die AfD, gewinne, ist das eine Unterschätzung der Gefahr. Das würde nämlich heißen, dass dies reine Taktik von Parteistrategen sei und solche Parolen nichts mit CDU oder CSU zu tun hätten. Das ist sehr wohl der Fall, wie jahrzehntelange Erfahrungen nicht nur in der Ära Franz-Josef Strauß zeigen. In den konservativen Großparteien ringen an der Basis Gemäßigte wie Rechte um Dominanz, auch wenn solche Kontroversen kaum offen auf Funktionärsebene ausgetragen und selten in eine Richtung entschieden werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!

Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen. Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Wie die aktuelle Söder-Merz-Linie zeigt, geschieht dies aber nun. Die C-Parteien setzen sich von der politischen Mitte der Gesellschaft ab. Der Agenda-Kuschelkurs mit der AfD dürfte daher intern nicht ohne Brüche und Konflikte vonstatten gehen. Viele aus der umgarnten Mittelschicht werden es nicht hinnehmen, über einen stramm rechtskonservativen Kamm geschoren zu werden.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal