Farah Maraqa: Willensstark gegen die Deutsche Welle

Die Journalistin Farah Maraqa klagte gegen ihre Entlassung: Das Arbeitsgericht gibt ihr erneut Recht

Arbeitsrecht: Farah Maraqa: Willensstark gegen die Deutsche Welle
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Es ist ein weiterer Erfolg für die Journalistin Farah Maraqa. Das Arbeitsgericht Berlin-Brandenburg gab ihr erneut Recht: Die Kündigung durch die Deutsche Welle im Februar 2022 war unzulässig. Nach einem Artikel der »Süddeutschen Zeitung«, in dem dem Sender vorgeworfen wurde, antisemitische Äußerungen von Mitarbeitenden zu dulden, hatte die Deutsche Welle sieben Personen ohne vorherige Abmahnung gekündigt, darunter Maraqa. 2016 hatte die palästinensisch-jordanische Journalistin ihr erstes Praktikum bei DW Arabia angetreten. Im August 2017 bekam sie einen Rahmenvertrag als freie Mitarbeiterin und wurde danach im Team der Nahost-Nachrichtensendung »Massaiyya« fest angestellt. Dann kam der große Schlag, ihr Name ging zusammen mit dem Wort »Antisemitismus« durch die deutsche Presse.

Laut »Süddeutscher Zeitung« habe sie sich in ihrer Zeit bei der Deutschen Welle immer sehr »mäßig gegenüber Israel geäußert«, das sei vorher aber anders gewesen. So soll sie 2014 geschrieben haben, sie wolle Hisbollah-Kämpfern, die drei israelische Soldaten töteten, »persönlich die Füße« küssen. Maraqa wies die Vorwürfe von sich, es habe sich bei den Zitaten um ironische Aussagen aus einer Kolumne gehandelt, sie seien aus dem Kontext gerissen worden. Die externen Recherchen zu den Vorwürfen bei der Deutschen Welle gerieten heftig in Kritik; die Beschuldigten seien vor allem zu ihrem arabischen Hintergrund befragt worden, nicht zu ihren Einstellungen gegenüber Jüd*innen.

Ein Kollege von der Deutschen Welle beschreibt Maraqa als eine hartnäckige Person, die viel arbeite und sehr talentiert sei. Willensstärke und Mut bewies sie ohne Zweifel, als sie sich entschied, gegen den Sender in Staatsbesitz zu klagen; es zahlte sich aus. Von den mutmaßlich antisemitischen Aussagen hat sich Maraqa seit Langem öffentlich distanziert. Ob, wo und wie sie als Journalistin je wieder Fuß fassen wird, ist indessen fraglich.  
Pauline Jäckels

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