Betrieb auf Verschleiß

Es gibt viele konstruktive Vorschläge, wie wir nachhaltiger wirtschaften können. Der Kapitalismus erschwert ihre Umsetzung

  • Julian Hitschler
  • Lesedauer: 2 Min.
Lager für Elektroschrott in Hamburg-Rothenburgsort
Lager für Elektroschrott in Hamburg-Rothenburgsort

Ab jetzt ist die Menschheit im Dispo, was den globalen Ressourcenverbrauch anbelangt: Der Erdüberlastungstag am 2. August führt vor Augen, dass wir die Ökosysteme des Planeten massiv überbeanspruchen. Immerhin hat sich dessen Datum in den vergangenen Jahren minimal nach hinten verschoben, was eine leichte Entspannung der Situation suggeriert. Doch für eine Entwarnung wäre es viel zu früh.

Es mangelt nicht an praktischen Vorschlägen, wie man menschliche Aktivitäten wieder in Einklang mit den ökologischen Grenzen des Planeten bringen könnte: Die globale Energiewende muss an Fahrt gewinnen, Städte müssen anders geplant und gebaut werden, der Auto- und Flugverkehr eine andere Rolle einnehmen, ressourcenintensive Güter wie Fleisch gerecht verteilt und in Maßen konsumiert, Produkte langlebiger und besser reparierbar werden. Die Politik tut sich unter kapitalistischen Bedingungen aber schwer, konstruktive Lösungsansätze zu verfolgen.

Unser Wirtschaftssystem verteilt global wie regional Güter auf Grundlage der Zahlungsbereitschaft der Kund*innen, nicht des tatsächlichen Bedarfs. Für Angehörige der oberen Mittelschicht, die auf Bio- und Ersatzprodukte ausweichen können, ist es einfach, Verzicht zu predigen, während Geringverdiener*innen sich nicht einmal das Nötigste leisten können. Ebenso wenig sind ein auf kurzfristige Profite getrimmter Finanzmarkt und ein kaputtgespartes Gemeinwesen in der Lage, die langfristigen Investitionen in Infrastruktur und den Umbau der Industrie in der notwendigen Größenordnung anzugehen. Forschung und Entwicklung werden sträflich vernachlässigt. Doch eine global gerechte Ressourcenverteilung lässt sich nur gemeinsam erreichen. Der Kapitalismus stößt hier an seine Grenzen.

- Anzeige -

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.