Fatale Gleichsetzung

Karlen Vesper über einen irreführenden europäischen Gedenktag

Explizit wurde der Europäische Gedenktag an die Opfer von totalitären Diktaturen in Europa auf den 23. August gelegt. Der von den baltischen Staaten und Polen initiierte Antrag zu einem solchen ist 2009 vom EU-Parlament angenommen worden. Die Intention ist klar: Gleichsetzung von Faschismus und Kommunismus. An jenem Tag 1939 wurde der sogenannte Hitler-Stalin-Pakt unterzeichnet. Der kein Ausfluss irgendeiner Kumpanei zweier Diktatoren war, sondern fataler westlicher Appeasement-Politik gegenüber den braunen Machthabern in Berlin entsprang.

Der Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und der UdSSR sollte sowjetischen Sicherheitsinteressen genügen. Er enthielt indes noch ein geheimes Zusatzprotokoll, das einem Staat, der sich als sozialistisch gerierte, proletarischem, antiimperialistischem und antikolonialem Internationalismus verpflichtet, nicht zu Ehren gereichte – und Ostpolen und das Baltikum (vorerst) der Sowjetunion zusprach. Folgende Verbrechen wie das Massaker von Katyń an polnischen Offizieren auf Stalins Geheiß waren dadurch nicht zu rechtfertigen. Wie auch heute nichts einen Krieg legitimiert. Auch nicht die »Verteidigung westlicher Werte«.

Wie damals, als Großbritannien und Frankreich irrglaubten, den »Frieden gerettet« zu haben, als sie Österreich und die Tschechoslowakei mit dem Münchener Abkommen 1938 der Eroberungsgier der Nazis opferten, so wird heute auch kein Frieden zu gewinnen sein – weder mit Appeasement noch mit Aufrüstung verbal und militärisch.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal