Verdi und Klimabewegung: Vom Kongress auf die Straße

Verdi will auf ihrem Bundeskongress die Zusammenarbeit mit der Klimabewegung verstärken

  • Felix Sassmannshausen
  • Lesedauer: 3 Min.
Werden nach dem Bundeskongress enger zusammenrücken: Gewerkschafter*innen von Verdi und die Umweltbewegung.
Werden nach dem Bundeskongress enger zusammenrücken: Gewerkschafter*innen von Verdi und die Umweltbewegung.

Es scheint vor dem Hintergrund der ÖPNV-Kampagne »Wir fahren zusammen« von Fridays for Future und Verdi wenig: Nur 17 der über 1000 Anträge für den am Sonntag beginnenden Verdi-Bundeskongress befassen sich explizit mit dem Klimawandel. Doch die Beschlussvorlagen haben es in sich und dürften die Zusammenarbeit der Gewerkschaft mit der Klimabewegung weiter zementieren.

So fordert etwa der Leitantrag zur Klimapolitik vom Gewerkschaftsrat dazu auf, »den Umbruch von Wirtschaft und Gesellschaft sozial und ökologisch zu gestalten«. Mit Verweis auf Fridays for Future stellt der Rat die sozial-ökologische Transformation in den Mittelpunkt und verlangt von der Bundesregierung ein umfassendes Investitionsprogramm. Damit sollen der ÖPNV ausgebaut, die Energiewende finanziert und so die Klimaziele eingehalten werden.

Auch nach dem Willen anderer Antragssteller*innen soll Verdi sich stärker mit der Klimabewegung solidarisieren, darunter mit den vergangenen Protesten in Lützerath. Dort hatte die vom Stromkonzern RWE angeforderte Polizei ein Protestcamp von Klimaaktivist*innen teils brutal geräumt. Aus Bayern kommt die Aufforderung, »sich auch zukünftig an entsprechenden Protesten und Aktionen zu beteiligen«.

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Weitere Anträge, wie einer aus Baden-Württemberg, sind radikaler formuliert: »Die Bewältigung der Klimakrise muss global und antikapitalistisch gedacht werden«, heißt es darin. Demnach müsse die politische Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Partner*innen verfestigt werden. Genannt werden das Bündnis Unteilbar und die Klimagruppe Fridays for Future.

Weniger verbalradikal, aber der Substanz nach kaum moderater klingt ein Antrag aus dem Raum Nordsachsen. Darin fordern die Initiator*innen, der Klimakatastrophe entgegenzuwirken. Helfen soll dabei eine Senkung der Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden bei vollem Lohnausgleich und dass die Kooperationspartner*innen in der Klimabewegung gestärkt werden. Während die meisten anderen Anträge von der Antragskommission befürwortet werden, wird dieser abgelehnt.

An inhaltliche Forderungen des Bündnisses aus ÖPNV-Beschäftigten und Fridays for Future knüpfen neun Anträge an. Der Hauptantrag fordert, dass sich Verdi für eine Mobilitätswende einsetzen soll, die »die Bewältigung der sozialen und ökologischen Herausforderungen« mit guten Arbeitsbedingungen verknüpft. Ebenfalls von der Antragskommission zur Annahme empfohlen wird die Forderung nach kostenlosen öffentlichen Verkehrsmitteln.

Klimapolitisch geben die Anträge also einen klaren Kurs vor. Damit, dass der nach links weit offen ist, kann sich auch Daniel Kießler gut identifizieren, erzählt der 22-jährige ÖPNV-Mitarbeiter im Gespräch mit »nd«. Er ist bei Verdi aktiv und unterstützt die eingeschlagene Richtung. »Mir ist wichtig, dass Gewerkschaften und die Umweltbewegung zusammenarbeiten«, sagt er.

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