- Kommentare
- Lampedusa
EU-Flüchtlingspolitik: Die Stimme des Todes
Christian Klemm über die brutale Flüchtlingspolitik Europas
Als am 3. Oktober 2013 ein Boot mit Menschen aus Somalia und Eritrea in den Fluten des Mittelmeeres kenterte und 366 von ihnen starben, gingen die Bilder mit den unzähligen Holzsärgen im Hangar des Flughafens der italienischen Insel Lampedusa um die Welt. Die Empörung war groß, die Konsequenzen dagegen nicht: Anstatt legale und vor allem sichere Migrationsrouten nach Europa zu schaffen, haben die politisch Verantwortlichen dieser Katastrophe nur weiter die Stacheldrahtzäune hochgezogen. Zehntausende Tote folgten dem 3. Oktober vor zehn Jahren: Das Unglück vor Lampedusa ist nichts weiter als eine Randnotiz in der jüngeren Geschichte des alten Kontinents geblieben.
Aktuell überbieten sich Politiker von Grünen bis AfD darin, Geflüchteten die Einreise nach Deutschland so schwer wie möglich zu machen: Von schnellen Abschiebungen über Aufnahmezentren in Nordafrika bis hin zu Asylobergrenzen ist bei dieser neuen Querfront alles Menschenverachtende im Angebot. Jüngstes und mit Sicherheit nicht letztes Beispiel: Friedrich Merz und seine Kritik an der finanziellen Unterstützung privater Seenotretter durch die Bundesregierung. Der CDU-Chef diffamiert die Retter sogar als Komplizen der »Schlepperbanden« in den Herkunftsländern. Da ist er ganz auf Linie der Meloni-Faschisten in Italien, deren Migrationspolitik nach dem Motto »Nur ein toter Flüchtling ist ein guter Flüchtling« funktioniert.
Teller und Rand ist der nd.Podcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Deswegen ist die Festung Europa so stabil: Die politischen Entscheidungsträger sprechen in der Flüchtlingspolitik von Budapest bis Kopenhagen und von Rom bis Warschau mit einer Stimme – trotz aller öffentlich ausgetragenen Differenzen. Und das ist die Stimme des Todes.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.