Linke und BSW: Berlin ist nicht gleich Bund

Patrick Volknant darüber, was das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) für die Hauptstadt-Linke bedeutet

Hätte man darauf wetten können, wären die Quoten verdammt niedrig gewesen. Nein, dass sich der Berliner Abgeordnete Alexander King von der Linkspartei ab- und dem neuen Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zuwenden würde, ist keine Überraschung.

Immer wieder hatte King für Positionen Wagenknechts geworben. Noch im Juli ließ sich die Politikerin bei der symbolischen Neueröffnung seines Marienfelder Wahlkreisbüros persönlich blicken, unter anderen mit der ebenfalls aus der Linksfraktion im Bundestag ausscheidenden Amira Mohamed Ali.

Schon seit Monaten teilt King die Umfrageergebnisse des Insa-Instituts. Der Erhebung vom Sonntag zufolge käme eine Wagenknecht-Partei auf satte 17 Prozent. Der Wert schwankt, doch nicht wenige Menschen scheinen sich Gutes von dem neuen Angebot zu versprechen.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik - aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin - ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Doch was für den Bund gelten mag, trifft für die Hauptstadt nur bedingt zu. Hier scheinen viele den Abgang des Wagenknecht-Blocks als Befreiung zu empfinden: Insgesamt 64 neue Mitglieder verzeichnet die Landespartei laut eigenen Angaben, dem gegenüber stehen 29 Austritte. Wirklich prominente Abgänge lassen derweil auf sich warten. Abgeordneten wie Klaus Lederer, Elif Eralp, Niklas Schenker und anderen steht weniges ferner als der Wechsel in Wagenknechts Bündnis.

In der Berliner Lokalpolitik präsentieren sich die Linken weitestgehend auf einer Linie und auch das Ergebnis bei der Wiederholungswahl fiel nicht so schlimm aus, wie eigentlich befürchtet werden musste. Nach mehrfachen Regierungsbeteiligungen wissen die Menschen in der Hauptstadt, wofür die Partei steht und was sie hat erreichen können.

Viel ist dieser Tage die Rede von einem Neuanfang für die Linkspartei im Bund, von der Chance auf bessere Zeiten. Dahinter mögen Wunschdenken und Zweckoptimismus stecken. Doch der Neubeginn kann gelingen – vor allem dann, wenn man sich ein wenig von der Arbeitsweise der Hauptstadt-Linken inspirieren lässt.

- Anzeige -

Wir sind käuflich.

Aber nur für unsere Leser*innen. Damit nd.bleibt.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Werden Sie Teil unserer solidarischen Finanzierung und helfen Sie mit, unabhängigen Journalismus möglich zu machen.