Niedriger Pflegegrad: Mehr als ein Gutachtenproblem

Ulrike Henning über Systemfehler in der Pflege

Pflegebedürftige werden oft in zu niedrige Pflegegrade eingestuft und erhalten dadurch geringere finanzielle Leistungen, ergaben Recherchen des Magazins »Report Mainz«. Herausgefunden wurde zudem, dass ein Widerspruch in einer solchen Angelegenheit relativ hohe Erfolgsaussichten hat. Für die Betroffenen ist das oft nur ein geringer Trost. Sie haben nicht mehr viel Lebenszeit. Durch unzureichende Pflege verschlechtert sich ihr Zustand weiter, Fähigkeiten gehen endgültig verloren, helfende Angehörige sind bald überfordert.

Insbesondere das System der ambulanten Pflege stößt an Grenzen, wenn es mit der Gesundheit der Betroffenen schnell bergab geht. Unangemessen niedrige Pflegegrade sind nur ein Teil des Problems. Eine enge persönliche Betreuung der Pflegebedürftigen mit Zugriff auf alle Anbieter könnte den Familien viele Sorgen abnehmen. Pflegelotsen und ähnliche Dienstleister gibt es, aber sie funktionieren noch nicht immer. Gerade wegen des Personalmangels wäre eine bessere Steuerung der Ressourcen im Interesse aller Beteiligten. Der überlastete medizinische Dienst, der für die Gutachten zuständig ist, ist hier nur ein Schwachpunkt neben anderen.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.