Faeser beim Vater der Pushbacks

Matthias Monroy zur Faeser-Visite in Ungarn

Auf Einladung der Visegrád-Gruppe reist Nancy Faeser nach Ungarn und trifft sich dort mit ihren Amtskollegen aus Tschechien, der Slowakei, Polen sowie Österreich. Die Bundesinnenministerin besucht auch den Zaun, den Viktor Orbán, der Ministerpräsident von Ungarn, 2015 im Süden des Landes an der Grenze zu Serbien errichten ließ. Der Baubeginn erfolgte zum Ende des »Sommers der Migration«, als Zehntausende Menschen vor allem aus dem Bürgerkrieg in Syrien nach Europa geflohen waren.

In Deutschland dominierte damals noch der Merkel-Satz »Wir schaffen das« den Diskurs, in Ungarn konterte Orbán mit einer neuen Gesetzgebung gegen irreguläre Grenzübertritte. Wie diese umgesetzt wurde, zeigte die Regierung ab dem 16. September 2015 wenige Kilometer von Szeged entfernt, im Grenzort Röszke: Polizeieinheiten in Kampfmontur drängten Hunderte Geflüchtete brutal zurück, elf von ihnen wurden anschließend wegen »Terrorismus« und »illegalem Grenzübertritt« zu langen Haftstrafen verurteilt.

Das Orbán-Regime hat damit einen Pflock eingeschlagen, der heute noch die europäische Migrations- und Asylpolitik bestimmt. Die Regierung legt seitdem auch ein Veto gegen jede EU-Regelung ein, die auf eine solidarische Politik der Umverteilung von Schutzsuchenden zielt, und treibt damit Brüssel und andere EU-Staaten vor sich her. Auch die Bundesregierung ist kürzlich eingeknickt, indem sie der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems zugestimmt hat – in den Gesetzen hatten Ungarn und die anderen Visegrád-Staaten abermals wesentliche Verschärfungen durchgesetzt. Faesers Reise zu Orbán ist also auch ein Bekenntnis zu dem Vater dieses neuen, brutalen europäischen Migrationsregimes.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal