Emmanouilidis: Malen und Zahlen

Ein ins Museum geschmuggeltes Bild wird vertickt: Danai Emmanouilidis und die Kunstwelt

  • Vincent Sauer
  • Lesedauer: 2 Min.
Copyright: VAN HAM Kunstauktionen
Copyright: VAN HAM Kunstauktionen

Wer es als junger Künstler in eine große Galerie, geschweige denn ein Museum »schaffen« will, braucht Networking-Geschick, seelisches Durchhaltevermögen, muss sein eigenes Label werden nach gründlichem Abgleich mit der Restgegenwart. Danai Emmanouilidis ist 26 Jahre alt, studiert Jura in Köln und hat ein unbefangenes Verhältnis zur Kunst. Im September schmuggelte sie unter ihrem Pullover ein selbstgemaltes Frauenporträt mit dem Titel »Georgia« in die Bundeskunsthalle Bonn. Dort war gerade eine Ausstellung mit dem Titel »Wer wir sind« zu sehen, in der es um Deutschland als Einwanderungsland ging. Emmanouilidis hat griechisch-kroatische Wurzeln und leistete ungefragt einen Beitrag zur Ausstellung, indem sie ihre eigene Kreation in die halbwegs heiligen Hallen migrierte. Dass da etwas zusätzlich da war, wofür man nicht bezahlt hatte, fiel den Verantwortlichen erst beim Abbau der Ausstellung auf. Es folgte eine wohlwollende Fahndung per Instagram. Statt sie zu verklagen, lobte die Bundeskunsthalle Emmanouilidis’ Engagement und Werk. Ab dann musste sie wohl ihr Bild mit Handschuhen anfassen. Jetzt wurde das Gemälde vom Kölner Aktionshaus Van Ham für einen guten Zweck versteigert. »Georgia« ging für 2800 Euro weg, aber da Van Ham auch noch das Aufgeld (Steuern und Gebühren) spendet, kommen insgesamt 3700 Euro zusammen. Das Geld geht an Art Asyl, einen Verein zur künstlerischen Förderung unter anderem von Geflüchteten. Das Gemälde von Max Beckmann, »Monte Carlo«, das hinter Emmanouilidis abgesperrt zu sehen ist, wurde für mehr als eine Million verkauft.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal