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Alberto Fujimori: »El chino« ist frei
Perus Ex-Diktator Alberto Fujimori darf Gefängnis verlassen
Seine Wurzeln sind zwar japanisch, in Peru und Lateinamerika werden aber Asiaten prinzipiell der Einfachheit halber als »chinos« (Chinesen) kategorisiert. Dem Ex-Diktator Perus Alberto Fujimori geht es da nicht anders. »Wer hat uns vor dem Terror gerettet? El Chino war’s« – unter anderem mit diesem Plakat feierten Unterstützer*innen von Alberto Fujimori seine durchaus umstrittene Freilassung am Mittwochnachmittag aus dem Gefängnis El Barbadillo. Dort sitzt der just am 7. Dezember 2022 gestürzte peruanische Präsident Pedro Castillo bis heute wegen fragwürdiger Selbstputschvorwürfe ein.
Alberto Fujimori hatte Peru von 1990 bis 2000 regiert. Im Jahr 2009 war er wegen der Ermordung von 25 Zivilisten Anfang der 90er Jahre zu einer 25-jährigen Haftstrafe verurteilt worden. Doch er hat viel mehr auf dem Kerbholz. In seiner Amtszeit wurden zwischen 1995 und 2000 in Peru 272 028 Frauen sterilisiert, die meisten indigener Herkunft. Damals führte Fujimoris Regierung einen schmutzigen Krieg gegen die von Indigenen dominierte Guerilla der revolutionären Bewegung Túpac Amaru und des Leuchtenden Pfades, aber auch gegen indigene Frauen. Für einen Teil der Peruaner*innen ist Fujimori aber nach wie vor derjenige, der das Land vor dem Terror gerettet hat, wie es auf dem Plakat zum Ausdruck gebracht wurde.
Teller und Rand ist der nd.Podcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Juristisch ist diese Freilassung mehr als umstritten, auch wenn der 85-Jährige immer wieder an Atembeschwerden und neurologischen Problemen sowie an Bluthochdruck leidet. Der Interamerikanische Gerichtshof knüpfte eine mögliche Begnadigung Fujimoris an eine öffentliche Entschuldigung sowie Entschädigungszahlungen für Opferfamilien. Perus oberste Richter sagten, sie würden die internationale Rechtsprechung nicht mehr als bindend ansehen. Zur Freude von Alberto Fujimori, der am Eingang der Haftanstalt von seinen Kindern Keiko und Kenji Fujimori in Empfang genommen wurde, die beide für die rechte Partei Fuerza Popular aktiv sind, die von Keiko geführt wird.
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