Werbung

»Napoleon« im Kino: Coup des Jahres

Doch, doch: »Napoleon« war 2023 einer der sinnvollsten Filme

  • Michael Girke
  • Lesedauer: 2 Min.
Dieser Mann ist nicht charismatisch, aber sehr gefährlich.
Dieser Mann ist nicht charismatisch, aber sehr gefährlich.

Das war der Filmcoup des Jahres: »Napoleon« von Ridley Scott. Für einen 200 Millionen US-Dollar teuren Blockbuster ist er ganz schön mutig. Denn der welthistorisch bedeutsame Promi und Kaiser der Franzosen ist nämlich keine Sekunde lang charismatisch. Dieser Napoleon grunzt triebgesteuert, hat eine infantile Neigung zur Rauferei, ist ein schlechter Liebhaber und reichlich maulfaul. Ein banaler Mann, aber eines kann er gut: eine Armee führen.

Die aufwendigen Schlachtszenen zeigen eine Militärmaschinerie bei ihrem Menschen und Tiere in blutige Fetzen schießenden Tagwerk. In Folge von Napoleons Kriegszügen starben über drei Millionen Menschen, sagt der Filmabspann. Sie alle starben wegen eines banalen Typen, der aber die Macht in Händen hielt.

Am Anfang von »Napoleon« ist Revolutionszeit: Fort mit dem Adel! Dann putscht Napoleon sich an die Spitze und nach seiner Niederlage herrscht wieder der Adel. Der genauso agiert wie Napoleon. Während der Schlacht bei Waterloo befiehlt Herzog Wellington, der Kommandant der Engländer, einem Scharfschützen, nicht auf Napoleon zu schießen, der sei schließlich General. Diejenigen, die fürs Massensterben verantwortlich sind, soll man gefälligst schonen.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Ob es wirklich so war wie in »Napoleon«, ist eine uninteressante Frage.Die Welt, die »Napoleon« zeigt, gleicht der in Stanley Kubricks Meisterwerk »Barry Lyndon«. Darin sieht die Zeit um 1800 so berückend schön aus wie in der damals herausragenden Malerei. Sie war in Wahrheit aber hässlich. Denn all die Pracht gehört allein einer schmalen Elite, deren niederträchtigem Walten alle anderen Menschen ausgeliefert sind.

Von der Kritik wird »Napoleon« zerrupft. Es scheint kein Verständnis zu geben für einen Film, in dessen Zentrum ein Personal steht, dessen Handeln dramatische Folgen hat, das aber ansonsten so gewöhnlich ist wie Menschen und Herrschende jenseits der Leinwand.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -