Braunkohle war nie billig

Über Folgekosten und -schäden der Tagebaue

Im Tagebau Jänschwalde ist mit dem Schichtwechsel am Freitag offiziell Schluss. Doch selbst wenn der letzte Tagebau Welzow-Süd 2032 ausgekohlt und das letzte Kraftwerk Schwarze Pumpe spätestens 2038 abgeschaltet ist, wird Brandenburg noch Jahrzehnte mit den Folgen der Braunkohle zu tun haben.

Die Rekultivierung ist eine Generationenaufgabe. Nicht umsonst ist die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft heute noch mit der Sanierung alter DDR-Tagebaue beschäftigt. Bund und Länder zahlen dafür Milliarden. Wie viel später Folgeschäden noch auftreten können, zeigte sich 2021, als am Helenesee bei Frankfurt (Oder) die Böschung abrutschte. Der See hatte sich ab 1958 durch aufsteigendes Grundwasser in einem Tagebau-Restloch gebildet.

Den Tagebau Jänschwalde zu rekultivieren werde eine Herkulesaufgabe, merken die Grüne Liga und die Grünen im Landtag ganz richtig an. Die Gewinne seien offenbar beiseite geschafft worden. Die Rücklagen könnten für die Rekultivierung nicht ausreichen und auch nicht mit den noch bestehenden Tagebauen erwirtschaftet werden, wenn sich die Kohleverstromung bald nicht mehr rechne. Sei nicht darum jetzt die Lausitzer Energie AG (Leag) umstrukturiert worden, damit der Profit aus künftigen Solar- und Windparks dem tschechischen Oligarchen Daniel Křetínský zufließen könne, während die Kosten der Rekultivierung am Steuerzahler hängen bleiben?

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Die Leag hat solche Vorwürfe zurückgewiesen, die Rückstellungen als ausreichend bezeichnet und die Umstrukturierung anders begründet. Aber die Warnung ist keineswegs abwegig. Das Lausitzer Revier hat nach der Wende erlebt, wie die noch möglichen Gewinne privatisiert und die Verluste der Allgemeinheit aufgebürdet worden sind. Die Folgekosten eingerechnet, lieferte die Braunkohle niemals billig Energie.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal