»Ohne Jugend sieht Brandenburg ganz schön alt aus«

Landesjugendring fordert bessere Arbeitsbedingungen und mehr hauptamtliche Stellen

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Julia Schultheiß, Vorstandsvorsitzende des Landesjugendrings Brandenburg, fordert bessere Bedingungen für die Jugendarbeit und vor allem mehr hauptamtliche Stellen. Beim Neujahrsempfang am Dienstagabend in Potsdam unter dem Motto »Ohne Jugend sieht Brandenburg ganz schön alt aus« nannte Schultheiss die Kinderarmut ein Problem, dem sich Jugendorganisationen stellen müssen.

Vor allem im laufenden Jahr mit Kommunalwahl am 9. Juni und Landtagswahl am 22. September, wäre eine besser ausgestattete Jugendarbeit eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass Jugendliche und die Politik Kontakte aufnehmen können. Dies sei eine zentrale Aufgabe des Jugendrings, sagte Schultheiß. Jugendliche müssten in der politischen Sphäre besser Gehör finden. Bei Gründung des Landesjugendrings vor 33 Jahren war Brandenburgs Bevölkerung vergleichsweise jung – heute ist der Altersdurchschnitt einer der höchsten in der Bundesrepublik.

»Demokratie fällt nicht vom Himmel«, sagte Jugendring-Geschäftsführer Björn Schreiber. Der Zusammenschluss der Jugendverbände sei ein »Laborraum, ein Erprobungsraum der Demokratie«. Der Jugendring betrachte es als seine Aufgabe, im Wahljahr einmal mehr konsequent für die Demokratie einzutreten und die Interessen junger Menschen hörbar zu machen. Robert Busch, Jugendsekretär beim Landessportbund, wünschte sich beim Gespräch im kleineren Kreis eine emotionsfreie und sachorientierte Debatte. Ein ständiger Erregungszustand sei nicht hilfreich.

Begrüßt wurden beim Empfang Landtagsabgeordnete der Grünen und der Linken. Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) bekannte in seiner kurzen Ansprache, selbst das »Gezücht« eines Landesjugendrings, dem von Mecklenburg-Vorpommern zu sein, seine Karriere dort begonnen zu haben. »Ich verstehe, was Sie sagen und was Sie fühlen«, versicherte Freiberg. Er versprach dem Jugendring ein offenes Ohr und die Unterstützung, die ihm möglich sei.

Schriftstellerin Selma Wels las beim Neujahrsempfang aus ihrem Buch »Anders bleiben«. Darin schildert die türkischstämmige Autorin ihren schwierigen Weg durch das deutsche Bildungssystem. Wegen des Streiks der Lokführer konnte Wels nicht zum Empfang ins Potsdamer Haus der Natur kommen, sondern wurde via Internet zugeschaltet.

Der Landesjugendring Brandenburg wurde 1990 als Arbeitsgemeinschaft der landesweit tätigen Jugendverbände sowie der Stadt- und Kreisjugendringe gegründet. Er vereint große Organisationen wie die Sportjugend, die in Brandenburg rund 160 000 Mitglieder zählt, ferner die etwa 17 000 Angehörigen der Jugendfeuerwehren im Bundesland. Mit von der Partie sind auch die DGB-Jugend, die Landjugend und die Jugend des Umweltverbandes BUND, des Karnevalsverbandes und des Philatelistenverbandes sowie die Pfadfinder.

Zu seinen Erfolgen rechnet der Landesjugendring die Senkung des Wahlalters. Seit 2011 dürfen in Brandenburg auch schon 16- und 17-Jährige bei Kommunal- und Landtagswahlen abstimmen sowie sich an Bürger- und Volksentscheiden beteiligen. 2018 wurde das Kommunalgesetz dahingehend geändert, dass Kinder und Jugendliche angehört werden müssen, wenn über Dinge entschieden wird, die sie betreffen. Seit über 30 Jahren wendet sich der Landesjugendring gegen Rechtsextremismus. Mitgliedsorganisationen wie die Gewerkschaftsjugend sind inzwischen massiven Nachstellungen durch Rechte ausgesetzt.

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