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HP legt Drucker lahm

Chef des weltgrößten Hardware-Herstellers macht neue Pläne öffentlich

Ist der Drucker mit dem Internet verbunden, kann HP darüber Updates zum Erkennen unerwünschter Patronen und Kartuschen einspielen.
Ist der Drucker mit dem Internet verbunden, kann HP darüber Updates zum Erkennen unerwünschter Patronen und Kartuschen einspielen.

Ungewöhnlich freimütig hat der Chef des weltgrößten Herstellers von Druckern die neue Firmenstrategie offengelegt. In einem Interview mit dem US-Sender CNBC kündigte der Spanier Enrique Lores an, dass Drucker aus der Ferne »unbenutzbar« gemacht werden, wenn Kunden Patronen oder Kartuschen von Fremdanbietern nutzen. Derartige Kunden seien für HP eine »schlechte Investition«. Das gelte auch für Käufer, die ihren Drucker nur selten nutzen und deshalb zu wenig Geld für Tinte oder Toner ausgeben, sagte Lores in dem am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in Davos geführten Gespräch.

Hintergrund ist das Geschäftsmodell von HP und vielen anderen Herstellern von Druckern: Die Geräte werden unter Wert verschleudert, während die Einnahmen anschließend mit dem Verkauf von Patronen-Nachschub erzielt werden.

Zukünftig will HP die Methode mit einem Abo-Modell perfektionieren. Damit die Server von HP erkennen können, wer daheim oder im Büro in welchem Umfang druckt, müssen die Patronen mit Chips ausgerüstet sein. Die Preise für Tinte und Toner werden deshalb steigen, bestätigte Lores gegenüber CNBC: »Das ist Teil des Geschäftsmodells, das sich im Laufe der Zeit entwickelt hat.« Die Strategie will der Konzern auch auf das schlechte Geschäft mit Computern und Notebooks übertragen.

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HP hat bereits 2016 begonnen, Drucker mithilfe eines Firmware-Updates derart zu programmieren, dass diese beim Einlegen von Patronen von Drittanbietern streiken. Dies diene dem Schutz des geistigen Eigentums der Firma und sei auch besser für die Umwelt, da leere Original-Kartuschen von HP wiederverwendet würden, sagte Lores in Davos. Zahlreiche Verbraucher sehen sich aber mit den unerwünschten Updates getäuscht und haben deshalb vor wenigen Wochen in den USA eine neue Sammelklage eingelegt.

Wer eine solche Fremdbestimmung durch HP ausschließen will, kann den Drucker zwar vom Internet abkoppeln. Jedoch könnten die unerwünschten Drittanbieter bereits in der Firmware gespeichert sein. Zudem wird die Onlineverbindung zum Druckerdienst benötigt, um Updates für neue Funktionalitäten einzuspielen. Darauf müssten die Käufer dann verzichten.

In dem Interview mit dem US-Fernsehsender warnte Lores auch vor Sicherheitsproblemen mit Technik von Drittanbietern. Ist der Drucker in einem Netzwerk angeschlossen, könnten sich dort etwa Computerviren verbreiten, die in den Chips von Tintenpatronen versteckt sind, sagte der HP-Chef.

Sicherheitsforschern ist ein solcher Hack mithilfe eines infizierten Chips schon gelungen, dieser erfolgte aber unter »Laborbedingungen« im Rahmen eines Programms, das seit einigen Jahren von HP selbst gefördert wird. Der Technik-Blog »Ars Technica« hat Sicherheitsexperten befragt, die einen solchen Infektionsweg in der Praxis außerdem für sehr unwahrscheinlich halten. Das liegt auch an HP, denn die in seinem Forschungsprogramm entdeckten Sicherheitslücken stopft der Hersteller anschließend.

Die von HP behaupteten Sicherheitsprobleme würden auch nicht auftreten, wenn der Konzern auf den Einbau von Chips in Patronen und Kartuschen verzichtet. Auch der Umwelt käme dies zugute – nicht aber dem Geschäftsmodell von HP, mit dem Kunden an die Firma gebunden werden sollen.

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