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Aktivistin Poettinger: Verachtet von Nazis und bürgerlicher Mitte
Die Studentin und Klimaaktivistin war Anmelderin der Münchner Großdemo gegen rechts und wird heftig angefeindet
Lisa Poettinger ist Gegenwind gewohnt. Seit Jahren engagiert sich die Lehramtsstudentin in der Klimaschutzbewegung und in anderen linken Gruppen. So organisierte sie 2022 die Proteste gegen den Gipfel der G7-Staaten in Elmau und im selben Jahr die Aktionen gegen die Automesse IAA mit. Jetzt ist sie mehr denn je im Visier bestimmter Medien und Politiker. Denn die 27-Jährige fungierte als Anmelderin der Großdemo gegen die faschistische Gefahr in München vergangenen Sonntag. Dort trug sie ein Schild mit der Aufschrift »AfD hetzt – Ampel setzt um«. Zuvor hatte sie sich im Onlinedienst X gefragt, was CSU-Politiker auf der Kundgebung wollten. Sie habe »gar keinen Bock auf Rechte jeglicher Couleur«.
Das stieß auf Kritik im Demobündnis, Bayerns CSU-Justizminister mahnte ein Zusammenstehern aller Demokraten an. Und »Bild« enttarnte Poettinger als »Linksextremistin«, weil sie vor einem Jahr gesagt hat, man müsse »dieses fucking System stürzen«. Dass hinter solchen Äußerungen der Wunsch nach einer sozial gerechten, repressionfreien, Umwelt und Klima schützenden Gesellschaft steht, interessiert einen Dieter Nuhr natürlich nicht. Am Donnerstag nannte der Kabarettist Poettinger wie auch Fridays-for-Future-Protagonistin Luisa Neubauer in seiner wöchentlichen ARD-Sendung in einem Atemzug mit Björn Höcke – weil sie wie der AfD-Nazi das »System« bekämpfe. Außerdem sei sie »im Team der Palästinenser, also gegen die Juden«.
Poettinger, die seit einiger Zeit auch Mitglied der Linkspartei ist, wundert sich nicht über solche Ausfälle. Nuhr agiere seit Jahren auf diese Weise, sagte sie im Gespräch mit »nd.DieWoche«. Befremdlich findet sie nur, »dass die ARD für so etwas immer noch so viel Sendeplatz einräumt«. Die Aktivistin sieht hinter Angriffen dieser Art – die auch in den »sozialen« Medien als Hassbotschaften auf sie einprasseln – die bewährte Strategie, linke Bewegungen mittels der »Hufeisen- oder Extremismustheorie« zu delegitimieren, um nicht über Inhalte sprechen zu müssen. Zu den Antisemitismusvorwürfen sagt Poettinger, es sei wichtig, das Vorgehen Israels im Gazastreifen anzuprangern und »nicht blind einer rechten israelischen Regierung zu folgen«. Damit rechtfertige sie eben nicht die »grauenvollen« Massaker der Hamas und deren Judenhass.
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