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Rechter Vandalismus im Berliner Grünflächenamt?
Die Zerstörung des antirassistischen Denkmals am Oranienplatz lässt in den Reihen der Bezirksmitarbeitenden Böses erahnen
Zuerst war das Denkmal für die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt einfach verschwunden – ohne Erklärung, warum die Betonstele nicht mehr mitten auf dem Oranienplatz stand. Dass das Grünflächenamt den 300 Kilogramm schweren Klotz entfernt hatte, stellte sich erst einen Tag später heraus. Schon hier ließ der Bezirk jeglichen Respekt vor dem selbst organisierten, aber offiziell geduldeten Gedenkort vermissen.
Am Montag erreichte das Bezirksamt ein neues Level an Dreistigkeit: Es ließ den Stein zurückbringen, jedoch in drei Teile zerbrochen. Was genau passiert ist, muss sich noch zeigen, doch die Symbolik steht schon fest: Der Bezirk tritt ein antirassistisches Kiezprojekt mit Füßen.
Dass die Aktion von oben angeleiert wurde, lässt sich bezweifeln. Die für Grünflächen zuständige Stadträtin Annika Gerold (Grüne) äußert sich zwar nicht, doch ihre Partei hatte den Beschluss zur temporären Erhaltung des Denkmals unterstützt. Darauf, dass die Stadträtin diesen Beschluss übergehen sollte, deutet wenig hin.
Fast unheimlicher erscheint das alternative Szenario: Dass Mitarbeitende des Grünflächenamtes von sich aus die aufwendige Entfernung vornahmen. Das käme Vandalismus im öffentlichen Dienst gleich – mit rechtem Hintergrund. Denn warum sonst sollten sich Menschen an dem Denkmal stören, wenn nicht an der antirassistischen und staatskritischen Botschaft? Wenn sich Berlin ernsthaft gegen Faschismus wehren will, braucht es nicht nur Massendemonstrationen, sondern antifaschistische Arbeit. Auch in der eigenen Verwaltung.
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