Linkes Bahnnetz für Pankow: Realismus statt Schwebefantasien

Die Berliner Linke stellt ihr Nahverkehr-Konzept für den Nordosten vor – und setzt vor allem auf die Straßenbahn

  • Patrick Volknant
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Hauptstadt muss wachsen und Pankow soll helfen. Fünf große Stadtquartiere plant das Land Berlin im Bezirk zu errichten, die Angaben zum Umfang wachsen beständig. In über 27 000 Wohnungen sollen rund 60 000 Einwohner*innen ein neues Zuhause finden, so die Zahlen der Linksfraktion in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Allein im Quartier Blankenburger Süden ist mittlerweile die Rede von 8000 Wohneinheiten.

Viele Menschen, die vor allem eines brauchen: Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel. Ende 2023 legte die Große Koalition ihr Konzept vor, das auf den Bau drei neuer U-Bahntrassen ab 2040 hinausläuft. Auch eine Magnetschwebebahn vom Alexanderplatz bis an den nordöstlichen Stadtrand wird geprüft.

Von »Träumereien und Nebelkerzen« spricht Kristian Ronneburg (Linke) am Dienstag. Der verkehrspolitische Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus wirft dem Senat vor, sich mit unrealistischen Versprechungen von Wahltermin zu Wahltermin hangeln zu wollen. Eine Machbarkeitsstudie nach der anderen werde für schwer zu finanzierende U-Bahnprojekte aufgegeben. »Und jetzt haben wir es auch noch zu tun mit einem Lobbying für Magnetschwebebahnen.«

Der schwarz-rote Senat, so Ronneburg, gebe vor, kein Verkehrsmittel gegen das andere ausspielen zu wollen. Die finanziellen und planerischen Mittel seien aber nun einmal begrenzt. »Die Diskussion wird vom Senat nicht ernsthaft geführt«, kritisiert Ronneburg. So werde sich der Bau der Quartiere wohl weiter bis in die 2040er Jahre verschieben, sofern die Wohnungen bei Fertigstellung denn bedarfsgerecht angebunden sein sollen. »Das wird Pankow nicht gerecht.«

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Besser machen soll es das Konzept, das Ronneburg gemeinsam mit Wolfram Kempe, Verkehrsexperte der Linksfraktion Pankow, präsentiert. Hauptlast bei Erschließung der neuen Quartiere trägt die Straßenbahn. Sie soll Knotenpunkte sowie die verschiedenen Ortsteile untereinander verbinden. Systematische Mängel im Tramnetz, insbesondere im Norden des Bezirks, sollen behoben werden.

Plan ist, die Linien M1, M2, M13, 12 und 50 zu verlängern und teilweise zu verlegen. Zugleich sollen bis 2045 nach und nach fünf neue Linien geschaffen werden, die unter anderem den Ortsteil Karow anbinden würden. Auch einige Ergänzungen im Straßennetz wären hierfür nötig.

Erste Vorstöße: Die Pläne der Linken für das Pankower Schienennetz bis 2035
Erste Vorstöße: Die Pläne der Linken für das Pankower Schienennetz bis 2035

Insgesamt 49 Kilometer an Straßenbahngleisen will die Berliner Linke verlegen. Die Kosten hierfür schätzt sie auf 500 Millionen Euro, bis zu 75 Prozent davon könnte der Bund übernehmen. Die Finanzierbarkeit im Vergleich zu drei neuen U-Bahnlinien ist eines der Hauptargumente: Nur ein Kilometer U-Bahn koste mindestens 265 Millionen Euro, so die Linksfraktion.

Ganz ohne U-Bahnverlängerung kommen Ronneburg und Co. trotzdem nicht aus. Bis 2035 will man die U2 um eine Station zur Breiten Straße verlängern. Ein weiterer U-Bahn-Ausbau sei in Pankow erst dann nötig, wenn die Straßenbahn drohe, an ihre Kapazitätsgrenzen zu stoßen.

Schon bedeutend dichter würde es im Nordosten ab 2045 aussehen.
Schon bedeutend dichter würde es im Nordosten ab 2045 aussehen.

Zudem rechnet das Konzept mit einer Verlängerung der S75 von Wartenberg bis zur Schönerlinder Straße, auch die Heidekrautbahn würde bis Gesundbrunnen verlängert. Die Realisierung der Bahnpläne liegt allerdings nicht alleine in den Händen Berlins, sondern auch in denen des Bundes.

Der Vorschlag kommt pünktlich zur Sitzung des Verkehrsausschusses am Dienstag. Dann soll noch einmal ausführlich über die Zukunftspläne für den Berliner Nordosten diskutiert werden. Ronneburgs Botschaft schon jetzt: Statt an »Inselsystemen« wie der Magnetschwebebahn zu arbeiten, solle der Senat in Netzen denken – und vor allem realistisch bleiben.

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