Sanktionen beim Bürgergeld: Rückkehr zum Strafregime

Jana Frielinghaus zu Sanktionen beim Bürgergeld und deren Irrelevanz für den Bundeshaushalt

Eine Schlange vor dem Jobcenter der Agentur für Arbeit in Essen. Gegen Kürzungen haben Erwerbslose keine Lobby.
Eine Schlange vor dem Jobcenter der Agentur für Arbeit in Essen. Gegen Kürzungen haben Erwerbslose keine Lobby.

SPD und Grüne hatten sich gefeiert Anfang 2022: Man lasse Hartz IV hinter sich, werde Erwerbslosen auf Augenhöhe begegnen und im Rahmen des »Förderns und Forderns« endlich Ersteres in den Vordergrund stellen. Doch zwei Jahre später folgt die Kehrtwende zurück zu Totalsanktionen für »hartnäckige Verweigerer«. Das Strafregime gegenüber Menschen, denen ohnehin nur das kleingerechnete Existenzminimum gewährt wird, war sowieso nie verschwunden, sondern nur abgemildert.

Sozialminister Heil hat das mit Respekt begründet, den man den Steuerzahlenden gegenüber zeigen müsse, indem man Leistungen an Bedingungen knüpfe, und mit den Sparvorgaben des Verfassungsgerichts. Allerdings: Die dadurch laut Bundeshaushalt 2024 erzielbare Einsparung von 150 Millionen Euro ist Experten zufolge viel zu hoch gegriffen. Selbst wenn sie erreichbar wäre: Das sind Peanuts im Vergleich zu den Kosten des riesigen Arbeitslosenkontrollapparats.

Es geht also einmal mehr um Symbolpolitik auf dem Rücken derer, die keine Lobby haben. Neben den Jobcenterkunden sind das erneut Geflüchtete, deren Leistungen die Ampel ebenfalls kürzt. Wieder geht es darum, Sündenböcke für zu geringe Nettoeinkommen Erwerbstätiger zu präsentieren, während den Superreichen weiter nichts zur Finanzierung des Gemeinwesens abverlangt wird.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal