»Compact« fliegt aus Bahnhofsbuchläden

Nach Unterschriftensammlung: Mehrere Händler beenden Verkauf des extrem rechten Magazins

»Compact« setzt auf provokante und knallige Titel.
»Compact« setzt auf provokante und knallige Titel.

Seit gut zwei Wochen läuft bei der Online-Plattform Campact eine Unterschriftensammlung mit dem Titel »Stoppt ›Compact‹ – Keine rechte Hetze im Bahnhofsbuchhandel!«. Die Unterschriftensammlung richtet sich an die vier größten Betreiber von Bahnhofsbuchhandlungen. Das Ziel von 100 000 Unterschriften war am Mittwochnachmittag fast erreicht.

Schon einen Tag zuvor hat mit Valora das erste Unternehmen reagiert. Mit seinen 157 Filialen der Kette Press & Books ist es der Marktführer. Wie »Spiegel« und Correctiv berichteten, hat es den Verkauf des Magazins »Compact« gestoppt. Das Unternehmen erklärt dazu, dass die Pressefreiheit »an oberster Stelle« stehe, man jedoch »denjenigen, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung Deutschlands – und damit auch die Presse- und Meinungsfreiheit – verächtlich machen und darauf abzielen, sie zu überwinden, keine Plattform bieten« wolle. Das extrem rechte Magazin solle »unverzüglich« nicht mehr zum Verkauf angeboten werden.

Am Mittwochvormittag reagierte mit Dr. Eckert ein zweiter großer Bahnhofsbuchhändler. Das Unternehmen teilte mit, dass es »das Magazin ›Compact‹ sowie ›Compact Edition‹, ›Compact Geschichte‹ und ›Compact Edition‹ aus dem Sortiment unserer Geschäfte entfernen und nicht mehr zum Kauf anbieten« werde. Der »Spiegel« berichtete außerdem am Mittwochnachmittag, dass Lagardère Travel Compact und weitere rechte Titel, wie die »Junge Freiheit« aus den »Auslagen« seiner Geschäfte nehmen werde. Eine Nachfrage, ob es die Titel weiter »unter der Ladentheke« geben werde, ließ das Unternehmen unbeantwortet. Schmitt & Hahn hat sich noch nicht geäußert, ob »Compact« weiter verkauft werden soll.

Für den Macher des extrem rechten Magazins, Jürgen Elsässer, dürften die Nachrichten so allerdings schon schlecht genug sein. Im vergangenen Sommer hatte Edeka den Verkauf des Magazins in einem Großteil seiner Geschäfte schon gestoppt. »Compact« setzt zwar in jüngster Zeit vermehrt auf Abonnements, der Verkauf in den Geschäften hat für das Magazin mit den provokanten Titelseiten aber eine wichtige Schaufensterfunktion. Nachdem der österreichische Rechte Martin Sellner durch die Recherchen von Correctiv über das »Geheimtreffen« von Potsdam, in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten war, hatte »Compact« ein eigenes Sellner-Sonderheft angekündigt: 100 Seiten, auf denen Sellner seine Vorstellungen breit ausführen kann. Sicher ein Produkt, bei dem »Compact« auf hohe Verkaufszahlen gesetzt hat.

Die Händler, die »Compact« nun nicht mehr zum Verkauf anbieten, begründen dies mit der Einstufung des Magazins als »extremistisch« durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Auf die Frage, ob dies weitere Magazine oder Zeitschriften betreffe, heißt es von der Firma Valora, dass sie derzeit keine weiteren Publikationen anbiete, die so eingestuft würden. »Sollte diese Einstufung jedoch auch weitere Publikationen betreffen, so werden wir künftig auch diese in unseren Formaten nicht mehr zum Verkauf anbieten«, teilt das Unternehmen mit. Bei Eckert heißt es, man werde das Sortiment durchgehen.

Kritik an der Einstufung durch den BfV als Entscheidungsgrundlage gibt es von Bijan Moini. Der Jurist von der Gesellschaft für Freiheitsrechte befürchtet in einem Beitrag auf der Plattform Bluesky, dass dem Inlandsgeheimdienst so zu großer Einfluss auf die Presselandschaft in Deutschland gegeben wird. Das gehe zu weit.

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